Krimi mit Dämonen aus Wien

Michael Amon
"Der Preis der Herrlichkeit" – der Roman von Michael Amon, in dem George Clooney einen Obermayer bestellt

Michael Amon, wichtiger streitbarer Kommentator der heimischen Politik, geht seinen vierten (sogenannten) Kriminalroman seit "Der Glanz der Welt" (2012) ruhiger an.

Der Wiener mit Wohnsitz in Gmunden braucht in "Der Preis der Herrlichkeit" nicht mehr seine Karikatur eines ehemaligen Finanzministers – Grapschmann heißt er bei Amon, und seine reiche Ehefrau ist die Fifi, die früher einmal ständig an dessen Zunge saugte.

Auch auf den Industriellensohn Schnittling XVI. verzichtet er jetzt.

Nur noch der berühmte Lobbyist Graf – falsch: Baron Schmauch-Baller taucht, die Hände küssend, hin und wieder auf.

Wird wegen Politikerbestechung festgenommen. Wird freigelassen. Festgenommen. Freigelassen.

"Der Preis der Herrlichkeit" ist wenig Krimi. Er ist wie ein internationaler Ort, an dem viele Dämonen kreuchen und fleuchen. Bei der Karlskirche steckt ein geköpfter, ausgeweideter Mann im Nylonsackerl, Menschen werden nach Neapel verschleppt, Sektierer vom Bund der "Ritter der Auferstehung" stehen mit einem Gynäkologen in Wien in schrecklicher Verbindung.

Man ist froh über Auflockerungen – etwa, wenn dem philosophierenden Polizeioberst Pirchmoser ("Ich möchte eigentlich nie ein Paar sein") ein US-Agent mit dem Decknamen George Clooney zu Hilfe kommt. Clooney sieht logischerweise aus wie – Robert Redford.

Und er bestellt im Café Hummel etwas, das heutzutage kaum noch jemand kennt (man wird es demnächst ebenfalls zu Testzwecken bestellen, dazu das Schnittlauchbrot):

einen Obermayer.

Das ist einen doppelter Espresso, in den man langsam über einen Kaffeelöffelrücken eiskaltes, flüssiges Schlagobers rinnen lässt.

Sodass es sich nicht mit dem Kaffee vermischt.

Erst im Mund dann.

Zwei Lieblingssätze aus dem Buch: "Es ist die Ungewissheit, die uns am Leben erhält. Wozu auch immer das gut sein mochte."

... und jetzt, bitte, den Roman über die Großmutter: Dann sieht man, wozu das Am-Leben-Bleiben gut sein kann.

Die Großmutter kümmerte sich um Michael Amon. Zehn Jahre hatte sie Asbest-Dichtungen gestanzt, und Amon fürchtete, sie könnte eines Tages nicht mehr da sein.

Großmutter hielt durch.

"Sie ist drei Wochen vor meiner Matura an Bronchialkrebs gestorben, als sie das Gefühl hatte, mich sicher ins Ziel gebracht zu haben."

Verbrecher hin oder her: Es ist diese Geschichte, die unbedingt festgehalten werden muss.

Michael Amon:
„Der Preis der Herrlichkeit
Echo Medienhaus.
288 Seiten. 19,80 Euro.

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