Kottan und Knatterton ermitteln

Kottan und Knatterton ermitteln
Das Karikaturmuseum Krems widmet sich der Krimi-Satire.

Alles ist da: Pilchs Kaffeeautomat (bei dem statt Kaffee ein Boxhandschuh rauskommt), ebenso der Schreibtisch des neurotischen Polizeipräsidenten. Samt Fliegenklatsche. Außerdem kiloweise Beschwerdepost über den "Fernsehskandal", der Kottan einmal war. Es gab sogar eine parlamentarische Anfrage an den Innenminister wegen Verunglimpfung der Polizei ...

Im Karikaturmuseum hat man sich nun satirische Krimis vorgenommen. Was liegt da näher als die Kombi aus Kottan und Nick Knatterton. Der ideale Museumsführer? Kottan-Regisseur Peter Patzak, ein leidenschaftlicher Knatterton-Fan.

Knattertons Schöpfer Manfred Schmidt (1913– 1999) wollte mit seinem merkwürdigen Wirtschaftswunder-Detektiv eigentlich das Comic-Genre, seiner Ansicht nach "Stumpfsinnliteratur", parodieren. Und schuf mit dem Sherlock Holmes nachempfundenen Meisterdetektiv einen der erfolgreichsten Comics überhaupt.

In Krems sind nun, neben Filmen, Schmidts Originalzeichnungen aus den 50er-Jahren zu sehen.

Bilder der Aussstellung

Kottan und Knatterton ermitteln

Helmut Zenker und Reinhard Trinkler, 2010
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Krems
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Krems
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Krems
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Helmut Zenker und Reinhard Trinkler, 2010
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Krems
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Helmut Zenker und Reinhard Trinkler, 2010
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Helmut Zenker und Reinhard Trinkler, 2010
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Helmut Zenker und Reinhard Trinkler, 2010
Kottan und Knatterton ermitteln

Helmut Zenker und Reinhard Trinkler, 2010
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Detektivbüro LasseMaja
Kottan und Knatterton ermitteln

Detektivbüro LasseMaja
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Detektivbüro LasseMaja

Karierter Detektiv

Peter Patzak, bis 2013 Institutsvorstand und Regieprofessor der Filmakademie, erzählt beim Rundgang durch die Ausstellung von seiner Bewunderung für Knatterton: "Von der Auflösung her war er sehr filmisch: Wenn er eine Spur findet, wird zum Beispiel ein Insert gezeigt oder eine gestrichelte Linie, eigentlich Dinge, die es bis dato im Comic nicht gab."

Später Geborene kennen den karierten Detektiv aus dem Fernsehen. Er ist, wie Kottan, ein Stück Kindheit aus den 70ern. Und wer Patzak über die Dreharbeiten zur Serie erzählen hört, ist verleitet, Früher-war-alles-besser-Gefühle zu bekommen.

Kottan und Knatterton ermitteln
Es war höchste Zeit, dass es Major Adolf Kottan ins Museum schaffte. Nun gibt es ja auch ein Jubiläum zu begehen, denn der Urtext des Kottan, Helmut Zenkers "Kommissar Pollak", wurde 1974 veröffentlicht. Patzak und Jan und Tibor Zenker, die Söhne des 2003 verstorbenen "Kottan"-Erfinders Helmut Zenker, haben für die Ausstellung ihre Privatarchive geöffnet. Die Schau "Alles klar Herr Kommissar?" ist nach Falco benannt, der nicht nur Kottan-Fan und Aushilfspianist bei "Kottan’s Kapelle" war, sondern seinen Kult-Song tatsächlich als Huldigung an Kottan schrieb.

Ausgestellt sind Hommagen, Fanpost (u. a. von Harry Rowohlt) Zeichnungen (u. a. von Reinhard Trinkler) und Erinnerungen daran, was passierte, als Kottan ins Fernsehen kam: Ein Sturm der Empörung. So sind die Telefonprotokolle von ORF-Anrufen während einer Kottan-Ausstrahlung nachzulesen. 500 erbost, vier erfreut.

Abgelaufenes Schnitzel

Das Dreamteam Zenker/ Patzak testete aus, was ging. Kottan war eine noch nie da gewesene Mischung aus absurder Komik, Slapstick und Milieustudie. Das grau-braune, versiffte Wien der 70er und frühen 80er war hier zugleich räudiges Chicago.

Darin tätig: Huren, faule Kieberer, gestörte Polizeipräsidenten. Das regte auf. Zeitungen und Zuseher gleichermaßen.

"Diese Art der Erregung findet heute nicht mehr statt", sagt Patzak. Sein Kommentar zum Fernsehen heute? "Alles wurde immer seichter und immer angepasster ... und alles klingt wie ein abgelaufenes Schnitzel."

Kottan sei "unbeobachtet vom System entstanden".

Sozialrealismus plus Gags. Wessen Idee waren die? Vieles ist nicht mehr eruierbar. "Man hat uns machen lassen. Oft waren wir sehr unter Druck. Haben zwölf Stunden am Stück gearbeitet. Nach den Dreharbeiten sind wir ins nächste Wirtshaus. Und oft von dort in der Früh gleich wieder aufs nächste Motiv."

In diesen Nächten ist viel entstanden. Patzak steht vor einer Vitrine mit Fotos von den Dreharbeiten zu "Wien Mitte": "Ah ja, da hab ich mich selber erschossen auf der Parkbank. Ich war Mordopfer und Täter gleichzeitig."

Der Regisseur hat oft mitgespielt. Weniger aus Hitchcock-Pose denn aus der Not heraus: "Wenn irgendein Kleindarsteller wegen Alkoholkonsum nicht greifbar war, bin ich eingesprungen."

Man geht an Fotos und alten Artikeln vorbei, bewundert Schnauzbärte, Frisuren.

"Da kommen mir gleich die Tränen", sagt Patzak bei einem Bild vom alten Team.

Was war danach?

"Jeder ist in eine andere Richtung gegangen." Am jähen Kottan-Aus hat besonders Zenker sehr genagt.

Irgendwann war von einem Comeback die Rede. Es wäre selbst für Kottan-Verhältnisse ziemlich arg gewesen. David Hasselhoff war als Adolf Kottan im Gespräch. Patzak schmunzelt. "Hasselhoff wollte unbedingt mitspielen. Das Problem war sein unpassendes Auto."

INFO: Karikaturmuseum Krems: Alles klar Herr Kommissar? Knatterton, Kottan und andere Detektive. Bis 16. November, täglich 10.00 bis 18.00 Uhr. Begleitprogramm mit Workshops.
www.karikaturmuseum.at

Kottan ermittelt

Zwischen 1976 und 1983 entstanden nach dem Buch von Helmut Zenker ( 2003) und unter der Regie von Peter Patzak 19 Kottan-Folgen. Major Adolf Kottan, von Peter Vogel ( 1978), später von Franz Buchrieser und Lukas Resetarits dargestellt, war eine Mischung aus Milieustudie und absurder Komik. Es spielten u. a. Bibiana Zeller, Kurt Weinzierl ( 2008 ), Walter Davy ( 2003), Chris Lohner.

Patzak führt Regie

Peter Patzak (*1945 in Wien), studierte Psychologie, Kunstgeschichte und Malerei. Von 1968 bis 1970 lebte er in New York, wo er u. a. an Kurzfilmen arbeitete. 1972 drehte er seinen ersten Kinofilm. Bis heute entstanden rund 100 szenische Arbeiten für Kino und Fernsehen. Darunter "Kassbach" nach Helmut Zenker, "Das Einhorn" nach Martin Walser oder "Frau Berta Garlan" nach Arthur Schnitzler. Seit 1990 war Patzak Professor an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien, seit 2008 Institutsvorstand für Film und Fernsehen. Mit "Kottan", der anarchistischen Parodie auf das Kriminalgenre, hat Patzak Geschichte geschrieben.

Die Geschichte ist gut im kollektiven Kinderbuchgedächtnis verankert: Emil darf zum ersten Mal allein nach Berlin fahren. Im Zug wird ihm sein ganzes Geld gestohlen, er heftet sich dem Dieb an die Fersen und wird bald von dem kleinen Berliner Gustav und dessen Kumpels unterstützt.

Kottan und Knatterton ermitteln
Der aufregenden Verfolgungsjagd der selbst ernannten Detektive widmet man in Krems eine Nebenausstellung zur großen Schau. Und hier hat jemand das bisher Unvorstellbare gewagt – ein Erich Kästner Kinderbuch ohne Walter Triers geniale Zeichnungen. Dass das möglich ist, und noch dazu richtig gut, zeigt die mehrfach ausgezeichnete Zeichnerin Isabel Kreitz in ihrer Comic-Adaption von "Emil und die Detektive". Gekonnt fängt sie das Flair der 20er-Jahre ein, übernimmt den Zeitkolorit und die klare Formgebung: eine Hommage an Walter Trier. In Krems sind 30 Originalzeichnungen zu sehen.

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