"Mein ziemlich kleiner Freund": Kleiner Mann, große Vorurteile

Dujardin, geschrumpft
Jean Dujardin als klein gewachsener Mann in halb lustiger Komödie.

Als der Franzose Jean Dujardin für seine stumme Rolle in "The Artist" 2011 den Oscar abräumte, wurde er mit einem Schlag weltberühmt. Zu Hause, in Frankreich, war er längst vorher bekannt – etwa für seine James-Bond-Parodien. Und als Feschak vom Dienst. Dujardins Körpergröße wird offiziell mit 1, 82 Meter angegeben, doch in der halb weichen Komödie "Mein ziemlich kleiner Freund" fehlen ihm gut vierzig Zentimeter. Tricktechnisch (nicht sehr gut) eingeschrumpft, reicht Dujardin mit knapp 1,36 Meter den Frauen nur bis zur Brustspitze, baumelt auf normal hohen Sesseln mit den Beinen wie ein Kind und trägt Pullover für Zehnjährige.

Aus diesem Gefälle – dem wohlbekannten Schönlingsgrinsen und dem verkleinerten Körper – soll sich einerseits das komische Potenzial schöpfen; und andererseits der moralische Aufruf zur Toleranz für Behinderungen. Beides Anforderungen, an denen Laurent Tirards spritzig gespielte Wohlfühl-Dramedy schwer zu tragen hat.

Absprung

Dujardin spielt Alexandre, einen betuchten Architekten im Designer-Haus. Seine durch Krankheit bedingte, mangelnde Größe kompensiert er mit Charme-Offensiven und Originalitätszwang. So auch bei der hübschen Anwältin Diane – der patenten Virginie Efira –, mit der er sich zu einem Blind Date verabredet: "Ich bin nicht zu übersehen", begrüßt er die perplexe junge Frau und überredet sie innerhalb weniger Minuten zu einem waghalsigen Fallschirmsprung.

Von da an läuft alles auf Schiene, bis hin zu den vorhersehbaren Problemen: Ist Dianes Liebe zu Alexandre größer als das Vorurteil? Hält sie die Blicke gaffender Menschen aus?

Die naheliegende Antwort darf sich jeder selbst geben. Doch gerade die Seriosität der Frage nach Vorurteilen fällt oft plakativen Slapstick zum Opfer. Und in Wahrheit ist auch Jean Dujardin Teil des Problems: Weil man trotz seines engagierten Schauspiels nur schwer vergessen kann, dass es sich bei ihm nicht um einen klein gewachsenen Menschen handelt, sondern um einen Spezialeffekt.

Alexandra Seibel

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