Karlheinz Hackl: Aufhören könnte er gar nicht

Am 4. und 11. April wird Hackl in der Wiener „Eden“-Bar singen.
Der Schauspieler wird am 5. November der Nestroy-Preis für sein Lebenswerk überreicht. Was er jetzt noch möchte? "Die ganze Welt einladen!"

Manche wollen noch oder gar nicht mit ihm bedacht werden. Manche nehmen ihn mit einem müden Scherz entgegen. Für Karlheinz Hackl ist er ein einziger Grund zur Freude. "LEBENswerk", sagt er, "bedeutet für mich was Unglaubliches; vor fünf Jahren war ich ja praktisch nicht mehr am Leben. Ich möchte die ganze Welt einladen."

Das wird sich im Wiener MuseumsQuartier zwar nicht ausgehen, wo der Schauspieler am 5. November mit dem Nestroy-Preis für sein Lebenswerk geehrt wird. Aber die besten Freunde haben sich schon angesagt. Rittern um die Ehre der Laudatio. Die Ehefrau, Josefstadt-Schauspielerin Maria Köstlinger, holte die Euphorie mit dem Satz auf den Boden zurück:

"Bitte, red’ ned z’lang."

Hackl lacht.

Als er zum KURIER-Gespräch ins Café Sperl kommt, hat er ein Kapperl auf dem Kopf. Eine Schutzkappe, rundherum die Namenszüge seiner Frau und seiner drei Töchter. Maria, Melanie, Stefanie, Franziska (die, erzählt der Vater "vor Stolz platzend", am Schauspielhaus Wien und am Landestheater Niederösterreich spielt). 2003 wurde bei Hackl ein Gehirntumor entdeckt und entfernt. "Ein Einschnitt. In jeder Hinsicht."

Seither nimmt er sich "kein Blattl mehr vor den Mund. Wen oder was soll ich noch fürchten? Das Einzige, was zählt, ist, dass es meiner Familie gutgeht."

Von Rapid ins Tanzlokal

Karlheinz Hackl: Aufhören könnte er gar nicht

Karlheinz Hackl hat schon vieles gemacht:

Bei Rapid in der Jugendauswahl gespielt. Kellneriert und Platten aufgelegt in einem Barfußtanzlokal in der Porzellangasse.

An der Wirtschaftsuni den Magister.

Bei Fritz Muliar Schauspiel studiert – "wahrlich keiner, der junge Pflänzchen sorgsam aufzog. Da hat’s geheißen: Beweg dich oder beweg dich weg." Bei Gustav Manker am Volkstheater gleich "junges Charakterfach" gespielt – "weil laut Spielplan keine jugendlichen Liebhaber gefragt waren".

(Hackls Vater deutet damals quer über den Ring auf die Burg: "Wennst durt bist, könn’ ma über den Beruf reden." 1978 war’s so weit. Aber vom Vater kam kein positives Wort dazu.)

Eine Partei gegründet.

Er ist Spezialist für die weltmüden Melancholiker, für die eleganten und die schlüpfrigen Frauenhelden, ein Strizzi mit Seele, für viele immer noch DER Liliom, DER Zerrissene, DER Professor Bernhardi. Er ist Kabarettist, Film- und Fernsehstar, Musicaldarsteller. Drag-Queen Zaza in "La Cage aux Folles" an der Volksoper war ihm selbst die liebste Rolle: "Da hatte ich schon Standing Ovations, bevor ich einen Ton gesungen habe – und das, wo ich gar nicht singen kann."

Er ist fein, leise, grüblerisch. Geboren ohne Ellenbogen. Trotzdem ein Egomane. Aufgewachsen im Theodor-Körner-Hof, einem Gemeindebau in Wien-Margareten.

Sozialistisch sozialisiert. Lange denkt er über die Frage nach, was ihn antreibt. "Wahrscheinlich, dass die Bühne der einzige Ort ist, an dem ich aus mir herauskann. Andere Schauspieler rennen umeinander wie die Gockel, das liegt mir nicht. Wenn ich etwas an mir ändern könnte, hätte ich gern mehr Selbstbewusstsein."

Im Februar, als er am Salzburger Landestheater in Werner Schneyders Regie den Dr. Aigner in "Das weite Land" spielte, als Schatten eines Menschen, als "Gespenst" den berühmten Satz von der Seele seufzte, dass einen das Grauen packte, erklärte Hackl dies zu seiner letzten Rolle.

Rücktritt vom Rücktritt

Karlheinz Hackl: Aufhören könnte er gar nicht

Ein Glück. Nun erklärt er den Rücktritt vom Rücktritt. "Geh’, ich könnt’ ja gar nicht aufhören!"

Zwei Dinge bereitet er vor. Einen Hildegard-Knef-Abend, teilweise gegeben als die Knef, teilweise als Hackl.

Und die Eigenbrötler-Komödie "Sonny Boys", gemeinsam mit Heinz Marecek. Ein Lebenspartner, der sich um den Titel der "Zweitfrau" ( Hackl) mit Volksopernchef und Nestroy-Gala-Moderator Robert Meyer streitet.

Apropos, Gala:

Grad kam Hackl die Weltidee. "Ich glaub’, ich werd’ was singen." Seiner Frau, sagt er, muss er das aber noch sagen ...

Zur Person: Bekannt von Bühne, Film und Fernsehen

Karlheinz Hackl: Aufhören könnte er gar nicht

Theater: Karlheinz Hackl, geboren 1949 in Wien, spielte an der Josefstadt, am Volkstheater und am Hamburger Thalia Theater, bevor er 1978 Ensemblemitglied des Burgtheaters wurde. Bei den Salzburger Festspielen war er der Gute Gesell im "Jedermann" (1983) und 1991 "Der Schwierige". Hackl arbeitet auch als Regisseur.

Film und TV: Hackl arbeitete in etlichen internationalen Produktionen. Der KURIER-ROMY-Preisträger spielte z. B. mit Meryl Streep in "Sophies Entscheidung" (1982). Derzeit ist er in David Schalkos ORF -Erfolg "Braunschlag" zu sehen.

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