"Langsam reicht es"

Intendant Karl Regensburger ist das Lachen längst vergangen.
Eine tolle Bilanz, aber massive finanzielle Sorgen. Karl Regensburger platzt der Kragen.

Karl Regensburger wird selten laut. Doch trotz einer künstlerisch höchst erfolgreichen Bilanz platzte dem Intendanten des Festivals ImPulsTanz bei der Abschlusspressekonferenz der Kragen. Der Grund: Die massive finanzielle Unterdotierung des international so renommierten Festivals für zeitgenössischen Tanz.

27 internationale Compagnien musste man im März dieses Jahres ausladen, weil das Geld fehlte – darunter Größen wie Jan Fabre, Anne Teresa De Keersmaeker, Dada Masilo, Xavier Le Roy oder Wim Vandekeybus. Im KURIER-Interview (13. 8.) hatte Regensburger daher von einer "massiven Gefährdung und Demontage des Festivals" gesprochen.

Bei der Präsentation der künstlerischen Bilanz von ImPulsTanz 2015 (das Festival endet am Sonntag mit der Verleihung des Prix Jardin d’Europe) ging der ImPulsTanz-Mitbegründer weiter ins Detail: "Vonseiten der Stadt Wien hören wir ständig, wie toll die finanzielle Situation von ImPulsTanz ist, wie sehr wir gefördert werden", so Regensburger. Tatsächlich decke die Budgeterhöhung von 1,65 Mio. Euro im Jahr 2008 auf 2,15 Mio. Euro "gerade mal die Inflationsabgeltung ab" – und das bei einem mittlerweile 40 Prozent größeren Festival.

Regensburger: "In Gegenüberstellung zu vergleichbaren Institutionen, die 50 Prozent mehr Subventionen bekommen und ein Drittel unserer Einnahmen erzielen", liegt der städtische Mitteleinsatz damit bei 1:6, und zwar zu unseren Ungunsten".

Budget statt "Pletschn"

Und: "Wenn ich dann vonseiten des Kulturamtes fast schon sarkastisch den Vorschlag bekomme, dass sich diejenigen, die in den Gremien sitzen, gerne mit uns zusammensetzen, um Einsparungspotenziale bei uns festzustellen, dann reicht's schön langsam." Süffisanter Nachsatz: "Ich würde mir wünschen, wenn die Wertschätzung sich nicht nur erschöpfen würde, in dem man uns verschiedene Ehrenkreuze oder Professorentitel verleiht. I brauch die Pletschn net, i brauch a Budget!"

Erfreuliches konnten Regensburger und Mit-Intendant Ismael Ivo aber auch verkünden. So habe sich der Fokus auf österreichische Choreografie mehr als bewährt, die Kooperation mit mumok, Weltmuseum und 21er Haus hätte zu neuen künstlerischen Erfahrungen geführt – die Kooperationen sollen daher weitergehen. Auch mit dem Festspielhaus St. Pölten arbeitet man zusammen und bringt die neue Arbeit von Alain Platel nach Österreich.

Stolz kann man auf die nackten Zahlen sein: Bei 146 Vorstellungen (39 Zusatzvorstellungen) kommt man auf rund 23.000 B esucher und eine Gesamtauslastung von 96 Prozent. Mit der Open-Air-Eröffnung, den Workshops, den Diskussionen und Ausstellungen hat man in Summe 124.000 Gäste (70.000 davon zahlend, 54.000 bei freiem Eintritt) erreicht.

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