Karin Bergmann: "Der Jedermann steht bei mir an erster Stelle"

Burg-Chefin Karin Bergmann verzichtet auf 25 Prozent ihrer Gage.
Die neue Burg-Chefin über ihre Pläne

Wenn man das Burgtheater über die Feststiege betritt, hängt gleich rechts eine unscheinbare Marmortafel. Sie fällt kaum auf, ist aber für jeden Direktor ein Objekt der Begierde. Hier sind sämtliche Burgtheater-Chefs eingraviert. Auch die erste Herrin der Burg – Karin Bergmann ist bereits in goldenen Lettern verewigt. Das Glück, das Bergmann erfüllt, wenn sie vor der Marmortafel steht, ist unübersehbar. Die ewige Schattenfrau hat es geschafft. Sie ist nun auf Augenhöhe mit ihren früheren Chefs wie Claus Peymann, Klaus Bachler und Matthias Hartmann. "Große Fußstapfen, in die ich da trete. "

Peymann gab Ratschlag

Ihr Mentor Peymann war auch der erste Gratulant – zu einem Zeitpunkt, da war ihre Bestellung noch gar nicht offiziell. "Peymann hat mich am Dienstag um 9.30 Uhr angerufen. Er war sich relativ sicher, dass ich es werde", erzählt Bergmann. Der streitbare Theatermann gab seinem ehemaligen "Lehrling" auch einen Ratschlag mit. "Peymann meinte zu mir: Unabhängig davon, in welcher Notsituation du gerufen wurdest, ab sofort musst du groß denken. Du bist nicht mehr die Sparvariante", schildert Bergmann. Dazu kamen unzählige Blumensträuße, SMS im dreistelligen Bereich und mehr als 100 Mails. "Das war ein besonderer Tag für mich."

Bei der Antritts-Pressekonferenz kündigte Bergmann gleich drei große Projekte an: Einen neuen "Jedermann", "Die göttliche Komödie" und "Die Nibelungen" möchte sie unter ihrer Intendanz realisieren. "Ob ich alle drei schaffe, weiß ich noch nicht. Aber ein neuer ,Jedermann‘ wäre ein Traum und steht bei mir an erster Stelle. Denn die Magie, die der ,Jedermann‘ jedes Jahr in Salzburg entwickelt, hängt nicht nur mit dem Ort zusammen, sondern mit dem Stoff. Der "Jedermann‘ wurde das letzte Mal vor 40 Jahren hier gespielt, und ich bin überzeugt, dass sich das Stück hier großartig entfalten kann."

"Ich wurde gebeten"

Im Frühjahr wurde Bergmann als Zwischenlösung präsentiert, innerhalb weniger Monate hatte sie die Zügeln so fest im Griff, dass die Findungskommission nicht mehr an ihr vorbeikam. Bergmann verzichtet auf 25 Prozent ihrer Gage, um mit gutem Beispiel voranzugehen. "Ich habe mich nicht beworben, sondern die Kommission kam auf mich zu. Und ich erbat mir Bedenkzeit."

Die Begeisterung im Zuschauerraum war zumindest so groß wie nach einer triumphalen Premiere: Jubel und Standing Ovations (ab Minute 3:50) . Nur dass diesmal nicht Theaterbesucher auf den Plätzen waren, sondern die Mitglieder der Burgtheater-Ensembles.

Auf Video, seitlich der Bühne von Ministersprecher Matthias Euler-Rolle per Handy mitgefilmt, ist nun dokumentiert und auf Youtube sowie Facebook zu sehen, wie Josef Ostermayer und Holdingchef Günter Rhomberg die Bühne der Burg betraten, um die Entscheidung über die künftige Direktion zu verkünden. Das geschah unmittelbar nach der Aufsichtsratssitzung und vor der Pressekonferenz am Dienstag.

Ostermayer machte es richtig spannend, erzählt vom Prozedere und davon, dass er zuletzt viele Theaterprofis getroffen hatte. Um erst danach Karin Bergmann auf die Bühne zu bitten. Sofort brach unter den Schauspielerinnen und Schauspielern Jubel aus. Größer hätte das Vertrauensvotum für die erste Direktorin in der Geschichte des Burgtheaters nicht ausfallen können.

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