Karikaturen: Gezeichnet von der Politik

Büro-Ausstellung: Nationalratspräsidentin Barbara Prammer mit Kleinkunstwerken
Im Rahmen der Ausstellung "Karikatur im Parlament" stellen elf österreichische Karikaturisten insgesamt 167 Werke aus. Der KURIER fragte, wie die Betroffenen damit leben.

Das Büro von Parlamentspräsidentin Barbara Prammer sieht derzeit etwas anders aus als sonst: Viele kleine Zeichnungen zieren die Wände des prunkvollen Zimmers im Hohen Haus. Auf einer ist sie selbst mit überdimensionalem Lockenkopf abgebildet. Die IRONIMUS-Zeichnung nahm 1997 die Halbe-halbe-Kampagne der damaligen Frauenministerin aufs Korn.

In Prammers Büro ist ein Teil der großen Karikaturen-Ausstellung zu sehen, die am Montag im Parlament eröffnet wird.

167 Zeichnungen von elf Karikaturisten werden präsentiert – die meisten in den Ausschuss-Lokalen, wo die Abgeordneten ihre Sitzungen abhalten. Prammer ist gespannt, wie die Politiker darauf reagieren, wenn sie direkt bei der Arbeit mit dem gezeichneten Urteil über die Politik konfrontiert werden. Als der „politischste aller Orte“ sei das Parlament prädestiniert für eine solche Ausstellung. Für Prammer sind Karikaturen nicht nur politische Kommentare, sondern „echte Kleinkunstwerke“.

Viele der Werke stammen von KURIER-Karikaturist Michael Pammesberger, der seine Zeichnungen als „subjektive, kritische und angriffige Kommentare“ bezeichnet. Seine „Opfer“ seien selten beleidigt: „Politiker wissen genau, dass sie in der Karikatur hart angefasst werden und können damit umgehen.“ Den meisten Politikern ist es nur recht, wenn sie karikiert werden – egal wie. „Wenn du nicht vorkommst, machst du etwas falsch“, sagt der Mitarbeiter eines Politikers. Entsprechend häufig melden sich Politiker oder Mitarbeiter beim Karikaturisten, um die Originale zu kaufen.

Mit Humor

Dazu gehört auch Kanzler Werner Faymann ( SPÖ), der sich als Pammesberger-Fan erweist. „Seine Karikaturen sind in der Regel humorvoll und dem Karikierten gegenüber dennoch nicht respektlos.“ Faymann ist überzeugt, dass man die Zeichnungen „grundsätzlich mit Humor nehmen sollte“.

Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) gibt zu, dass es „manchmal hart ist“ Opfer eines Karikaturisten zu werden. Dennoch empfinde „jeder Politiker eine Karikatur als Ehre. Das ist die Königsdisziplin im Journalismus.“ Er sieht in den Werken eine „besondere Kunstform in Österreich, die es besser schafft als anderswo, die Themen auf den Punkt zu bringen“.

Für FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sind manche Karikaturen „nur amüsant, andere bringen einen politischen Zusammenhang besser auf den Punkt, als es jeder Kommentator könnte“. Ob er sich über seine Darstellung manchmal ärgert? „Das muss man als Politiker aushalten.“

Herzlich lachen kann Grünen-Chefin Eva Glawischnig über viele Karikaturen. Einige wenige würden aber „einen schmerzhaften Punkt treffen“. Die findet sie „spannend, weil sie zum Nachdenken anregen“. Was sie für „blöd“ hält, landet im Altpapier. – Pammesberger hat übrigens keine besonderen „Lieblinge“: „Natürlich sind mir Charakterköpfe lieber als graue Mäuse, aber ich muss nehmen, was kommt.“

Ausstellung: Elf Künstler, 167 Werke

Die KünstlerPolitische Karikaturen aus zehn Tageszeitungen werden ausgestellt: Rachel Gold (Tiroler Tageszeitung), Daniel Jokesch (Wiener Zeitung) Michael Pammesberger ( KURIER), Gustav Peichl/IRONIMUS (Presse), Petar und Sinisa Pismestrovic (Kleine Zeitung), Silvio Raos (Vorarlberger Nachrichtel), Erich BUL Schatz (OÖN), Oliver Schopf (Standard), Markus Szyszkowitz (Tiroler Tageszeitung), Thomas Wizany (Salzburger Nachrichten).

Die RäumeAls Galerie dienen Sitzungsräume und das Büro von Barbara Prammer. Öffentlich zugänglich ist die Schau bis Ende März samstags gegen

Voranmeldung Tel. 01/40110-2400 bzw. besucherservice[AT]parlament.gv.at.

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