Kameralegende Michael Ballhaus ist tot

Der deutsche Filmkünstler arbeitete mit Größen wie Fassbinder und Scorsese. Er verstarb 81-jährig in Berlin.

Der große Kameramann Michael Ballhaus ist tot. Der langjährige künstlerische Weggefährte von Regisseuren wie Rainer Werner Fassbinder oder Martin Scorsese verstarb in der Nacht auf Mittwoch im Alter von 81 Jahren in Berlin, teilte sein Verlag dva unter Berufung auf Ballhaus' Familie mit.

Ballhaus war drei mal für den Oscar nominiert, in den USA arbeitete er mit den wichtigsten Regisseuren zusammen - neben Mike Nichols etwa mit Francis Ford Coppola, Robert Redford, Wolfgang Petersen und Robert De Niro. Aus der beispiellosen künstlerischen Beziehung mit US-Starregisseur Martin Scorsese entstanden sieben Filme, darunter "Goodfellas" (1990) und "Gangs of New York" (2002). Für den Oscar nominiert wurde Ballhaus auch für "Die Fabelhaften Baker Boys" (1989) unter Regisseur Steve Kloves. Wie dort Michelle Pfeiffer im roten Glitzerkleid lasziv auf einem schwarzen Flügel liegt, während die Kamera sie in einem einzigen großen Bogen umfährt - das wurde als „Ballhaus-Kreisel“ zu seinem Markenzeichen.

1935 in Berlin geboren, lernte Ballhaus nach einem Start beim Fernsehen in Baden-Baden lernte den jungen Rainer Werner Fassbinder kennen. Mit dem ebenso genialen wie exzentrischen Regisseur avancierte er in den 70er Jahren zum Vorzeige-Duo des Neuen Deutschen Films.

Fünfzehn Filme machen die beiden zusammen, darunter Meisterwerke wie „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ (1972) und „Die Ehe der Maria Braun“ (1979). Nach vielen Reibereien kommt es bei der Romanverfilmung „ Berlin Alexanderplatz“ 1980 zum Bruch - Ballhaus und seine Frau Helga halten es mit dem „Koks-Monster“, wie er in seinen Memoiren schreibt, nicht mehr aus.

Sein letztes Werk: Der Kampusch-Film

Das letzte Mal hinter der Kamera arbeitete Ballhaus für den Film „3096 Tage“ - die Verfilmung der Leidensgeschichte der acht Jahre in einem Kellerverlies gehaltenen Natascha Kampusch. Das Werk, bei dem Ballhaus' Frau Sherry Hormann Regie führte, stieß auf ein eher geteiltes Echo.

Seit Jahren kümmerte sich Ballhaus auch intensiv um die Nachwuchsförderung. Er übernahm Lehraufträge an Filmhochschulen vor allem in Berlin und München, gründete eine Stiftung und lobte einen Preis für vielversprechende Kameraleute aus.

Dass ausgerechnet er, für den zeitlebens die Augen das wichtigste Werkzeug waren, zunehmend erblindete, machte ihn traurig, aber nicht bitter. „Was mir bleibt, sind die Bilder im Kopf. Sie sind da und kommen immer wieder“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Und fügte mit Blick auf sein Leben hinzu: „Ich bin einfach nur dankbar, dass es so gut gelaufen ist.“

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