Timberlake: Beim Comeback verborgen und unscheinbar

Justin Timberlake setzt anno 2018 auf Soul und Funk.
Der Ex-NSYNC-Star veröffentlicht mit "Man Of The Woods" sein erstes Album seit 2013.

"Das Album ist traditioneller amerikanischer Rock – mit Rhythmusmaschinen."

"Man sollte diese Platte mehr draußen in der Natur als zu Hause im Wohnzimmer hören."

"Der Sound von Südstaaten-Gitarren, von kulturellem Erbe, ist für mich das Zelebrieren von dem, wo ich her komme!"

Drei Zitate, mit denen Justin Timberlake im Vorfeld sein heute erscheinendes Album "Man Of The Woods" angekündigt hat. Dazu gab es Videoclips, wie der 37-Jährige in verschneiten Wäldern spaziert, oder durch Felder streift und Ähren streichelt. Zusammen mit dem Albumtitel ergab das die Erwartung, der Ex-NSYNC-Star habe mit dem ersten musikalischen Lebenszeichen seit 2013 eine Platte am Start, die Country-gefärbten US-Rock mit elektronischen Beats verbindet.

Eine weitgehend falsche Annahme. Ja, es gibt ein paar Songs, die in diese Richtung gehen: "Say Something" aufgenommen mit Chris Stapleton, "The Hard Stuff" und "Flannel" haben Anklänge an diese Sounds. Vorwiegend aber bleibt Timberlake urban, wirft immer wieder Soul und viel, viel Funk in den Mix. Hervorragend produziert von Könnern wie Pharrell Williams und Timbaland erinnert "Man Of The Woods" mehr an Prince als an die Allman Brothers, lässt aber trotzt vieler eingängiger Rhythmen starke Melodien und – noch schmerzlicher – ausgeprägten Eigen-Charakter vermissen.

Mit "Man Of The Woods" zeigt sich Justin Timberlake handwerklich höchst versiert, aber kreativ in einer Rückschauphase – weit entfernt von den innovativen Klängen von "FutureSex/LoveSounds". Damals (2006) spielte Timberlake in seiner eigenen Liga, setzte einen Trend. Jetzt spielt er mit Versatzstücken der Sounds seiner Vorbilder – scheint sich darin aber zu verlieren, bleibt als Persönlichkeit verborgen und unscheinbar.

Natürlich gibt es starke Tracks: "Morning Light" mit Alicia Keys ist einer, "Man Of The Woods" und " Montana" andere. Aber für jedes Highlight gibt es auch Songs, die leidenschaftslos – und somit belanglos – durch den Äther plätschern.

KURIER-Wertung:

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