"The Young Pope": Kaltblütiger Stratege mit Sex-Appeal

Jude Law in "The young Pope"
Paolo Sorrentinos hoch akklamierte Mini-TV-Serie mit Jude Law als Papst startet auf Sky Atlantic.

Der Papst ist jung, raucht Zigarette und ist gebürtiger Amerikaner. Er nennt sich Pius XIII., ist äußerst ehrgeizig und absolut exzentrisch. Zum Frühstück nimmt er nur Diet Coke zu sich ("Ich bin kein guter Esser"), findet Stanley Kubrick besser als Steven Spielberg und steht auf elektronische Musik.

Der schöne Brite Jude Law hat eine überraschende Paraderolle gefunden: Er ist "The Young Pope", Star jener Mini-TV-Serie, mit der der italienische Regisseur Paolo Sorrentino heuer bereits auf dem Filmfestival in Venedig reüssierte.

Der 46-jährige Sorrentino, der mit "La Grande Bellezza – Die große Schönheit" 2014 den Auslandsoscar erhalten hatte, schrieb die von Sky, HBO und Canal+produzierte, achtteilige Papst-Satire selbst und schreckte dabei vor keinen Tabus zurück.

Nun darf man sich "The Young Pope" nicht als luftige Sitcom vorstellen, sondern als sorgfältig stilisierte, witzig-maliziöse Satire mit dramatischen Untertönen. Sorrentinos katholisches Kirchenoberhaupt heißt mit bürgerlichem Namen Lenny Belardo und hält Rom für einen Vorort des Vatikans. Auch, dass er gebürtiger Amerikaner ist, zählt zu den Novitäten – ein Umstand, den es im wirklichen Leben bisher tatsächlich noch nicht gab.

Intrigen

Belardo gelangt zur Überraschung der gesamten Vatikanspitze in die Position des Oberhauptes und löst umgehend eine Reihe von Intrigen aus. Zu allem Überfluss lässt er auch noch seine geistige Ziehmutter, Schwester Mary, aus Amerika einfliegen und macht sie zum Unmut des Staatssekretärs zur engsten Beraterin. Doch auch sie muss bald feststellen: Ihr ehemaliger Zögling ist mit einem Machtbewusstsein ausgestattet ist, das auch vor ihr nicht haltmacht.

Diane Keaton als Schwester Mary im Nonnenkostüm macht ausgesprochen lässige Figur. Unnötig zu erwähnen, dass sie ebenfalls raucht wie ein Schlot. Auf die Idee, den Papst rauchen zu lassen, habe ihn übrigens der rauchende Joseph Ratzinger, ehemals Papst Benedikt XVI. gebracht, erzählte Sorrentino in Venedig.

Was der Vatikan zu seiner Serie sagen würde, sei ihm eigentlich egal.

Wenig Freude dürfte den kirchlichen Oberhäuptern womöglich jene Szene machen, in der die erste Papst-Rallye gezeigt wird. Mit einem coolen "Ciao, Rome!" tritt der neu gewählte Stellvertreter Gottes auf den Balkon und begrüßt die Besuchermassen. In einer flammenden Rede fordert er sie dazu auf, ein paar wichtige Dinge nicht zu vergessen: Das Masturbieren, zum Beispiel, Verhütungsmittel und das Recht auf Schwulenehe.

Die Gläubigen sind zuerst baff, dann euphorisch. Die Kardinäle fallen reihenweise schockiert in Ohnmacht.

Tatsächlich handelt es sich bei dieser Szene um eine provokante Fantasie. In Wahrheit entpuppt sich der junge Papst als schwer konservativ. Jude Law spielt Seine Heiligkeit als eine Mischung aus neurotischem Streber und kaltblütigem Strategen – allerdings mit unübersehbarem Sex-Appeal. Das fällt sogar der Marketing-Chefin auf, doch geflirtet wird – zumindest in den ersten beiden Folgen – mit niemandem. Ab 21.10. zu sehen auf Sky Atlantic (21.00 Uhr).

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