Jubel für die Sänger, Buhs für die Regie

Anna Netrebko als Leonora in Wien.
Nachtkritik: Verdi-Premiere an der Wiener Staatsoper - viel zu hören, wenig zu sehen.

16 Jahre lang wurde Giuseppe Verdis "Il trovatore" nicht an der Staatsoper gespielt. Seit Sonntag kann man das Werk mit der meisterhaften Musik und der komplexen Geschichte um zwei Brüder, die von ihren Familienbanden lange Zeit nichts wissen und einander bekriegen, am Ring zumindest wieder hören.

Man erlebt eine Traumstimme, die – obwohl sie diese Rolle schon an zahlreichen anderen Orten gesungen hat – wieder Maßstäbe setzt. Anna Netrebko ist eine überragende Leonora, ausdrucksstark, sensibel, zutiefst berührend mit ihrem dunklen Timbre, aber dennoch (fast immer) auch sicher in der Höhe. Die Netrebko wurde völlig zurecht für ihre enorm intensive Gestaltung bejubelt.

Roberto Alagna ist der Manrico an ihrer Seite: Ohne Rücksicht auf Verluste, sicher in der Intonation – nur bei der "Stretta", auf der leider immer wieder der Fokus liegt, enttäuschte er, der finale Spitzenton geriet etwas dünn. Sein Gegenspieler am Schlachtfeld und in der Liebe, Graf Luna, wird von Ludovic Tézier gesungen und das exzellent. Die Mezzosopranistin Luciana D’Intino ist eine kraftvolle Azucena, Jongmin Park ein guter Ferrando .

Dirigent Marco Armiliato ist den Sängern ein zumeist angenehmer Partner, mehr Begleiter als Gestalter – es gibt im Orchestergraben zu wenig Spannung und Dramatik. Die Regie stammt von Daniele Abbado, der die Geschichte in der Zeit des spanischen Bürgerkrieges (1936– 1939) ansiedelt. Warum? Ohne Erklärung. Was macht er daraus? Nichts. Das Ergebnis ist szenische Fadesse.

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