Jools Holland: Zehn Pfund für viel Spaß
März 2015 im Wiener Porgy & Bess. Am Programm an diesem Abend steht ein Solo-Konzert des britischen Musik-Journalisten, TV-Moderators und Big-Band-Leaders Jools Holland. Eines, das der 58-Jährige nie vergessen wird. "Es hat so großen Spaß gemacht", erinnert sich Holland im KURIER-Gespräch. "Vermutlich weil es in Wien war und diese Stadt so eine großartige Musikgeschichte hat, habe ich mich dort neu in das Piano verliebt. Mir wurde klar: Ich brauche keine Big Band."
Jetzt kommt Holland wieder nach Österreich, wieder ohne Big Band – begleitet nur von zwei Sängerinnen und einem Drummer. Die Vorfreude auf die hiesigen Konzerte ist aber nicht nur wegen der Erinnerung an das Konzert 2015 groß. Holland hat auch einen persönlichen Bezug zu Österreich.
"Meine Frau ist die Ur-Enkelin von Hugo von Hofmannsthal. Einmal, als ich bei euch aufgetreten bin, kam meine Frau mit und wir fuhren nach Zell am See ins Schloss Prielau. Ihr Opa hat dort gelebt und jedes Jahr zu Weihnachten hat sie ihn dort besucht. Das Schloss ist jetzt ein Hotel. Aber es war noch eine alte Dame dort, die sich an meine Frau erinnern konnte – richtig süß war das. Ich war davor auch schon mal als Tourist in Wien, um mehr über Hofmannsthal, aber auch Johann Strauß zu erfahren. Und fand die Österreicher sofort zum Knuddeln!"
Freund der Stars
Wenn auch Holland außerhalb Englands vielleicht mehr als TV-Moderator bekannt ist, in seiner Heimat ist er eine Schlüsselfigur der Szene und gut mit Paul McCartney, Ringo Starr, Eric Clapton und Tom Jones befreundet. Kennengelernt hat er sie, weil er für die BBC die Live-Musik-Sendung "Later with Jools Holland" moderiert. Das Konzept: Er lädt sich Musiker wie David Bowie, Sting, Norah Jones, Peter Gabriel und Bono ein, lässt sie – ausschließlich live – ein paar neue Songs vorstellen, setzt sich dann mit ihnen ans Piano, spielt einen ihrer Hits oder alte Standards und schließt ein kurzes Interview an.
Zum TV kam Holland, weil er als junger Mann ein "aufgeblasenes Ego" hatte: "Für die Sendung ,The Tube‘ habe ich mit Paula Yates, die später mit Bob Geldof liiert war, vorgesprochen. Wir waren unglaublich arrogant. Aber sie haben uns genommen. Erst später habe ich erfahren, dass die Produzenten dachten, dass wir die Schlechtesten der Audition waren. Aber sie sagten: ,Genau deshalb kann man nicht aufhören, euch zuzusehen.‘"
Davor machte sich Holland in England als Musiker einen Namen. Denn schon mit acht Jahren hackte er nachmittagelang auf das Klavier seiner Oma ein: "Ich habe ihre Nachbarn in den Wahnsinn getrieben. Aber ich habe es so sehr geliebt. Das Klavier hat mich gefesselt und fasziniert. Ich wollte vor allem Boogie spielen, aber auch Bach und die Beatles. Frustrierend war, dass ich noch kleine Finger hatte und deshalb nicht alles, was ich wollte und auf Platte hörte, spielen konnte."
Gesetze zurechtgebogen
Mit 14 begann Holland dann mit seinem Freund Glenn Tilbrook, mit dem er später die Band Squeeze gründete, in Pubs die Profi-Karriere. "Klar waren wir noch ein bisschen jung dafür und haben uns ein paar Gesetze zurechtgebogen. Aber wir haben vier oder fünf Mal nur so zum Spaß in einem Pub gespielt, das ein Klavier hatte. Dann sagte der Besitzer: ,Ab nächster Woche bezahle ich euch!‘ Dann sprach sich das herum und es kamen immer mehr Leute. Anfangs bekamen wir zehn Pfund und das war großartig: Wir hatten mehr Geld als alle unsere Freunde und die Aufmerksamkeit der Mädchen – einfach, indem wir Spaß hatten! Danach war es nie wieder eine Frage, je etwas anderes zu machen."
Info
Jools Holland live:
6. 3. Wien/Metropol
7. 3. Gleisdorf/ForumKloster
8. 3. Bad Schallerbach/Atrium
Karten gibt es unter Tel: 01 96 0 96 oder www.oeticket.com
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