Künstler schon als Baby
Anlässlich der Eröffnung seiner neuen Ausstellung lässt sich Jonathan Meese im Salzburger Museum am Berg fotografieren: Professionell wechselt er – ein stattlicher Mann mit weit freundlicheren Umgangsformen, als man zunächst vermuten würde – von einer Pose zur nächsten. Die Hand wandert immer wieder, unaufgefordert, zur Stirn, zum Hitlergruß (kürzlich stand er wegen „Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen“ in Kassel vor Gericht und wurde freigesprochen). Minutenlang hört man nur Kameraklicken und das zufriedene Grunzen der Fotografen.
Meese ist ein Gesamtkunstwerk: Performer, Provokateur, Exorzist der deutschen Geschichte. Und privat ganz uninteressant, wie er versichert: „Ich brülle nicht die Kassiererin an, wenn ich Milch kaufe.“
Die Salzburger Schau mit dem „MalerMeese MeeserMaler“ – um die Selbst-Ironie zu verstehen, muss man den Titel laut aussprechen – beleuchtet einen Teilaspekt seines Schaffens, die Malerei. Die frühesten Arbeiten stammen aus 1992/’93. Meese, 1970 geboren, ließ sich zum 22. Geburtstag von seiner Mutter Zeichenblock und Stifte schenken.
Impressionen der Ausstellung
Aufgegeben
„Ich war natürlich schon als Baby ein Künstler, aber das habe ich nicht gewusst.“ Den Kunstunterricht in der Schule habe er nach der 11. Klasse aufgegeben, „weil ich nicht gut genug war und weil es mich nicht interessiert hat“. Seine frühen Werke sind sichtlich von Picasso und Van Gogh inspiriert: „ Ich habe diese Bilder für Meisterwerke gehalten. Ob sie das sind, weiß ich nicht.“
Meese ist auch ein Mann des Wortes. Inspiriert und mitunter kryptisch erläutert er die Ausstellung, die seinen Werdegang als Maler chronologisch darstellt. Während der Zeit an der Kunsthochschule widmete er sich vorrangig Installationen und Performances, und erst ab 2000 wieder – auch – der Malerei. Große, bunte Bilder mit Textelementen und Querverweisen auf Geschichte und (Pop)Kultur. „Die Bridgespielerinnen de Perück“ etwa hat neben dem Schriftzug „Die Pimmelausreisserin naht“ Porträts von Hitler als Frau und Musikerin Björk.
Ein Raum widmet sich „Anführern“ wie Hermann Göring, ein anderer Raum Porträts seiner Mutter Brigitte. Den Abschluss bildet Meeses Auseinandersetzung mit Richard Wagner. 2016 wird er Wagners „Parsifal“ in Bayreuth auf die Bühne bringen. Einen Hinweis auf die Inszenierung geben die ausgestellten Porträts der Protagonisten angeblich nicht. Auf den Enthusiasmus des Künstlers schon. Die Aufgabe sei „das Geilste des Geilen des Supergeilen“, sagt – schwärmt – Meese. „Ich bin kein Zyniker. Ich hasse das nicht, was ich tue. Ich leide an der Realität, aber nicht daran, dass ich diese geilen Bilder malen darf.“
Maler Meese
Der Künstler: Jonathan Meese (43) ist gefeierter Skandalkünstler, der gerne schockiert. In seinen Werken beschäftigt er sich mit Diktatoren von Hitler und Stalin bis Pol Pot, Meese selbst hat einmal die „Diktatur der Kunst“ ausgerufen.
Die Ausstellung: „MalerMeese MeeserMaler“, bis 9. März 2014 im Museum der Moderne Mönchsberg. Die umfangreiche Ausstellung widmet sich ausschließlich Meeses malerischem Schaffen.
Info: www.museumdermoderne.at
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