Jörg Pilawa: "Man muss einfach Bock darauf haben"

Grazer "Silvesterstadl" erstmals mit Jörg Pilawa sowie Sängerin Francine Jordi
Jörg Pilawa, der Mann für alle Fälle bei der ARD, wird heuer den "Silvesterstadl" live aus Graz moderieren.

Eine Besetzung, die auf den ersten Blick ungewöhnlich wirkt: Jörg Pilawa (51), Mann für alles im deutschen Fernsehen und gebürtiger Hamburger, moderiert am 31. Dezember den "Silvesterstadl" (20.15, ORF2) live in der Grazer Stadthalle. Im Interview äußert sich Pilawa über seine Vorgänger Karl Moik und Andy Borg, einen Stadl-Kult-Auftritt von Harald Schmidt, den Power-Nap vor dem Adrenalin-Schub und die Grenzen des Zulässigen im Netz.

KURIER: Der "Silvesterstadl" war jahrzehntelang einer eher alpenländische, volkstümliche Veranstaltung – bekommt er durch Sie eine neue Note?

Jörg Pilawa: Ich bin nun mal ein Hamburger Jung’. Das wird man in der Moderation spüren. Aber versprochen: Ich werde nicht im Fischerhemd auftreten.

Hatten Sie mit dem "Silvesterstadl" jemals Berührungspunkte – gibt es eine persönliche Geschichte?

Ich habe natürlich genau geschaut, was die Kollegen Karl Moik und Andy Borg machen. Konkurrenzbeobachtung gehört zum Geschäft, und die beiden haben einen sehr guten Job gemacht. Als Zuschauer war mein Highlight ohne Frage der Auftritt von Harald Schmidt im Stadl. Noch nie hat jemand mit solch einer Freude und Inbrunst "Auf der Schwäbschen Eisenbahne" intoniert!"

Zu Gast sind neben volkstümlichen Gruppen wie den Jungen Zillertalern auch u. a. die Spider Murphy Gang. Was trifft Ihren Musikgeschmack eher?

Die Spider Murphy Gang waren die Helden meiner Jugend. Da werden Erinnerungen wach! Was aber nichts gegen die Jungen Zillertaler sagt. Das Gute ist heute doch, dass viele Geschmacksrichtungen gleichberechtigt nebeneinander stehen. Die Zeit des Schubladendenkens ist auch in Sachen Musik vorbei.

Es handelt sich um eine vier-stündige Livesendung. Wie gut muss man vorbereitet sein? Wie viel Konzentration, Aufmerksamkeit erfordert das? Und welche Eigenschaften braucht es noch?

Man muss einfach Bock darauf haben, die größte Party des Jahrs zu feiern. Für den Rest sorgt dann schon der Adrenalin-Schub. Klar, je besser man vorbereitet ist, desto spontaner kann man in der Show reagieren. Und eines muss auf jeden Fall funktionieren: Kurz vor der Show brauche ich zwanzig Minuten Power-Napping. Falls man dann nicht vergisst, mich zu wecken, dürfte einer Super-Party nichts mehr im Wege stehen.

In Ihrem Beruf steht man sehr im Mittelpunkt. Sie gehen Sie mit öffentlicher Kritik um? Stehen Sie drüber, oder ärgern Sie sich? Und wo, finden Sie, sind die Grenzen des Zulässigen?

Das ist der Vorteil, wenn man 50+ wird. Man lässt nicht mehr alles an sich ran. Die Grenze des Zulässigen wird meiner Meinung nach zu oft im Netz überschritten. Da wird gepöbelt und beleidigt, weil sofort, ohne länger nachzudenken, in die Tasten gehauen wird. Glücklicherweise betrifft mich das sehr selten.

Sie sind schon lange im Geschäft – wie hat sich das Fernsehen in den letzten Jahrzehnte geändert? Sind neue Formate gekommen, ein neuer Typ Moderatoren, ein neuer Stil etc.?

Die Konkurrenz durch das Internet wird immer stärker. Klar gibt es jede Menge neue Formate. Aber zugleich feiert das gute alte Quiz seit vielen Jahren Erfolge. Bedenklich finde ich, dass jungen Moderatoren gar nicht mehr die Zeit gegeben wird, einen eigenen Stil zu entwickeln.

Sie haben schon viele verschiedene Formate moderiert, derzeit sind Sie mit einer Quizshow erfolgreich. Was soll noch kommen?

Da warte ich ganz entspannt ab. Wie gesagt: 50+.

Jörg Pilawa: "Man muss einfach Bock darauf haben"
ABD0078_20160805 - Der Österreicher DJ Ötzi singt im Festzelt am 05.08.2016 bei der Eröffnung der 581. Cranger Kirmes in Herne (Nordrhein-Westfalen). Erneut werden mehr als vier Millionen Besucher zum zweitgrößten Volksfest in Deutschland erwartet. Foto: Ina Fassbender/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Info
Der "Sylvester-Stadl" wartet diesmal mit einer bunten Gästemischung auf mit Schlagerstars wie DJ Ötzi, Nik P., die Paldauer, Anita und Alexandra Hofmann und die Amigos, für volkstümliche Klänge sorgen die Edlseer, Melissa Naschenweng, das Schneiderwirt-Trio, die jungen Zillertaler und die Schweizer Nachwuchsformation Holdrioo, Garanten für Partystimmung sind die Saragossa Band, die Kölner Kultband Brings sowie die legendäre Spider Murphy Gang und der ehemalige Münchner Freiheit-Sänger Stefan Zauner. Für launige Show- und Comedy-Einlagen sorgen Drums2Street, Willy Astor, SOS & Viktoria, sowie der österreichische Bauchredner Tricky Niki mit seinem Drachen Emil. Unter den Gästen sind zudem auch Alice & Ellen Kessler.

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