Mit Buddhismus die Depressionen überwunden

Joan As Police Woman live: 2. Mai, Wien/Ottakringer Brauerei
Das neue Album "The Classic" von Joan As Police Woman swingt.

Was sind Gefühle? Technisch gesehen nur eine chemische Reaktion! Warum also lassen wir uns dann von ihnen gängeln?"

Joan Wasser will das abstellen. Die in New York lebende Musikerin hat nach eigener Aussage schon genug melancholische Songs geschrieben. Die ersten Platten der 43-Jährigen, die unter dem Pseudonym Joan As Police Woman auftritt, waren Songwriter-Werke, die von tiefer Trauer geprägt waren. Mit gutem Grund: Innerhalb kurzer Zeit starben damals ihr Freund, der Musiker Jeff Buckley, und ihre Mutter.

Jetzt aber geht es Wasser "so gut wie noch nie". Und das äußert sich auf ihrem Freitag erscheinenden neuen Album "The Classic" in purer Lebenslust, die sie dem sonst eher wehmütigen Singer-Songwriter-Genre einhaucht. Munter mischt sie dabei Soul und Blues, Jazz, stampfende Marsch-Rhythmen und Doo-Wop-Chöre.

Ekstase

Als Schlüssel-Song sieht Wasser "The Witness", den die klassisch ausgebildete Geigerin nach einem erneuten Anflug von Depressionen geschrieben hat. "Das hat mich erstaunt, denn das kenne ich so nicht mehr", erzählt sie im KURIER-Interview. "Ich wache immer mit Freude auf den Tag auf. Deshalb kam mir die Idee, es wie die Buddhisten zu machen. Die sagen, wenn man aus seinen Emotionen aussteigen kann, sie wie ein Zeuge von außen betrachten, anstatt auf sie zu regieren, kann man sehr viele Ängste überwinden."

Auch wenn Wasser viele der neuen Songs als "Pop-Liebeslieder" bezeichnet, haben sie oft einen nachdenklichen Hintergrund. So entstand "Holy City", als sie in Jerusalem eine Freundin besuchte. "Ich sah, wie ekstatisch sich die Leute an der Klage-Mauer verhielten", erzählt sie. " Ich bin nicht religiös, aber ich halte die Fähigkeit zu glauben für eine der faszinierendsten Eigenschaften des Menschen. In dem Song sage ich, ich kann mir so eine Ekstase gut vorstellen – aber nur in Bezug auf die Liebe."

Auch in Bezug auf die Liebe zur Musik. Denn die hat sie als 14-Jährige in einer Art Offenbarung kennengelernt: "Ich hatte schon einige Jahre Geige gespielt und fand das auch ganz nett. Aber dann spielten wir im Orchester Mahlers 2. Sinfonie ,Auferstehung‘. Der Dirigent war so inspiriert, und alles lief so wunderbar, dass ich beim Spielen das gespürt habe, was manche Leute Gott nennen würden."

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