Jared Letos Traum ist wahr geworden

30 Seconds To Mars spielten am Freitag beim Nova Rock. Frontmann Jared Leto im Interview.

2008 dachte Hollywood-Star Jared Leto, es wäre mit der Musikkarriere vorbei. Als Schauspieler schaffte der Amerikaner 1994 mit der TV-Serie „Willkommen im Leben“ den Durchbruch, war dann in Rollen in „American Psycho“ und „Fight Club“ zu sehen. 1998 gründete er mit seinem Bruder Shannon die Band Thirty Seconds To Mars. Doch kaum hatte er auch damit Erfolg, wurde er von seiner Plattenfirma auf 30 Millionen Dollar verklagt. Die Band hatte ihr voriges Album „This Is War“ zu spät abgeliefert. Man einigte sich zwar wieder, trotzdem sieht er das neue Album „Love Lust Faith + Dreams“ nach all diesen Problemen als Neuanfang. Im Interview mit dem KURIER erklärt er, was Indien damit zu tun hat, und warum Musik und die Schauspielerei nicht die einzigen Kunstformen sind, die er liebt.

KURIER: Zur Veröffentlichung von „Love Lust Faith + Dreams“ haben Sie die erste gepresste CD mit einer Rakete ins All zur Raumstation ISS geschossen.

Das ist ein Traum, der wahr geworden ist. Wir waren in der NASA-Bodenstation, als die Rakete angedockt ist, und haben dann mit einem Astronauten gesprochen, der unsere CD in der Hand hatte. Es war aufregend, weil sie hatten Probleme, die Rakete an die Raumstation anzudocken und man konnte spüren, dass sie wirklich besorgt waren, dass es nicht funktionieren könnte. Das haben sie zwar heruntergespielt, aber wir haben es schon gemerkt.

„Über die Kosten sprechen wir nicht“

Beim vorigen Album „This Is War“ haben Sie politische Themen aufgegriffen. „Love Lust Faith + Dreams“ wirkt viel persönlicher.

Das stimmt, ich konzentriere mich dabei mehr auf mich. Ich weiß auch nicht genau, wieso. Das liegt einfach an der Zeit, wo ich gerade in meinem Leben bin.

Sie haben Indien bereist und dort viele Songs geschrieben. Welchen Einfluss hatte das?

Das war wirklich eine prägende Erfahrung, diese andere Kultur, die anderen visuellen Reize und nicht zuletzt die Musik. Ich habe dort sehr viel zugehört, die Menschen und die Geschehnisse beobachtet.

Was waren die bedeutendsten Erfahrungen?

Ich habe sehr viel fotografiert, sehr viele Porträts geschossen, mich viel mit Gesichtsausdrücken und was sie transportieren auseinandergesetzt. Aber es gab so viele Abenteuer. Weil wir dort auch Songs aufgenommen haben, war ich mit der Crew dort. Einmal habe ich sie hinter eine heruntergekommene Jugendherberge geführt, weil ich wissen wollte, was hinter der belebten, sicheren Straße ist. Dort lebten Einwanderer aus Nepal vor einem Wäldchen in Baracken. Sie schnitten die Bäume um, um Brennholz zum Kochen zu haben. Einer der Männer war sehr zierlich und hat sich abgemüht, einen riesigen Holzklotz, aus dem Wald zu zerren. Das ist eines der besten Fotos geworden.

In „The End Of All Days“ singen Sie, dass das Einzige, was wir brauchen, Glaube ist. Glauben Sie das wirklich, oder ist das ein zynischer Seitenhieb auf Religionen, die so viele Konflikte auslösen?

Nietzsche hat gesagt, wenn du den Wert des Glaubens testen willst, geh in eine Irrenanstalt. Damit hat er gemeint, dass in seinen Augen der Glaube nutzlos ist. Aber ich meine nicht den religiösen Glauben, sondern das Vertrauen, dass man Träume in Realität verwandeln kann. Das funktioniert nicht, wenn damit nicht auch starker Wille und die Liebe zum Leben einhergeht. Und wenn du das nicht hast, hast du gar nichts.

Warum haben Sie eines von Damien Hirsts Punktebildern als Cover von „Love Lust Faith + Dreams“ ausgewählt? Und wie viel hat das gekostet?

Hirst ist einer meiner Lieblingskünstler, weil er die Grenzen ausdehnt, sich außerhalb der üblichen Denkmuster bewegt und provozierend und bewegend ist. Seine Kunstwerke lösen starke Emotionen aus. Und das Punktebild ist einfach fesselnd. Aber über die Kosten sprechen wir nicht.

Sehen Sie sich mehr als Schauspieler oder als Musiker?

Ich sehe mich als kreative Person und mag das nicht trennen. Ich bin stolz, dass ich beides machen kann. Ich bin drei Jahre auf die Kunstschule gegangen und male auch immer noch. Ich zeige sie zwar nicht her, aber ich mache viel Kunst. Und ich fotografiere. Eine norwegische Galerie hat mich kürzlich gefragt, ob ich die Sachen ausstellen will. Aber im Moment habe ich keine Zeit dafür.

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