James Blunt: "Wir fokussieren auf Negatives"

Der Brite startet mit Ironie und der Hilfe von Ed Sheeran zum Comeback.

Als James Blunt in seinem Haus in Verbier in der Schweiz Besuch von seinem Freund Ed Sheeran bekam, machten die beiden einen Deal: Blunt brachte Sheeran das Skifahren bei, Sheeran half Blunt dafür beim Songschreiben. "Eds wichtigster Tipp war, dass ich in den Songs wieder ehrlicher sein sollte", erklärt Blunt im KURIER-Interview. "Bei ,Make Me Better’, das wir gemeinsam schrieben, hat er das aus mir herausgezerrt. Noch heute ist es mir unangenehm, den zu hören. Aber die Ehrlichkeit macht ihn aus".

Erschienen ist "Make Me Better" soeben auf Blunts fünftem Album "The Afterlove". Dabei geht der Barde, der 2005 mit "You’re Beautiful" bekannt wurde, weg von seinem typischen Balladen-Sound – hin zu schnelleren Liedern und einem überraschenden elektronischen Sound. Denn: "Ich habe vier Alben mit langsamen, trübseligen Song gemacht. Wer das will, kann die hören."

Mit Humor und Selbstironie geht der 43-Jährige auf "The Afterlove" auch auf die eigene Karriere ein. Darauf, wie nach dem ersten Hype plötzlich als uncool galt und im Internet Beschimpfungen ausgesetzt war, sogar "Schlappschwanz" genannt wurde.

"Ich wurde noch viel ärgere Sachen genannt", sagt er. "Aber ich habe das an den Anfang des ersten Songs ,Love Me Better’ gestellt, weil ich dachte, wenn ich mich derart selbst auf die Schaufel nehme, werden auch andere mich und meine Musik nicht so ernst nehmen. Denn es wundert mich immer wieder, wie stark sich die Leute – wir Menschen – auf Negatives fokussieren. Auch ich kann mich dem nicht entziehen: Wenn ich auf Twitter derartige Beschimpfungen lese, antworte ich darauf. Aber eigentlich sollten die 15.000 Leute, die jeden Abend zu meinen Konzerten kommen, 15.000 mal so viel Platz in meinen Gedanken einnehmen, wie die drei oder vier, die Böses schreiben."

Mitleid

Stimmt ihn die harsche Kritik traurig oder wütend? "Zu Beginn hat es mir weh getan. Aber jetzt habe ich nur mehr Mitleid mit diesen Leuten. Denn die sitzen ganz alleine zuhause am Computer mit nichts Besserem zu tun – und haben nie gelernt, den Radiosender zu wechseln, wenn mein Song kommt. Anderenfalls würden sie sich nicht so darüber ärgern."

In dem Bonus-Track "2005" geht Blunt auf die Zeit von "You’re Beautiful" ein: "Alle sagen, das ist so ein romantischer Song. Die Wahrheit ist: Er handelt davon, wie ich mit Drogen zugedröhnt in der Öffentlichkeit meine Ex gestalkt habe – in Anwesenheit ihres neuen Freudes, der viel stärker war als ich."

Weil er die Songs des ersten Albums nur für sich schrieb, sagt er, sei er dabei sehr ehrlich gewesen. Mit der einsetzenden Kritik aber habe er seine Texte mehr verklausuliert. "Außerdem versuche ich mit einer Art Distanz in den Songs, meine Familie zu schützen. Denn ich hatte damals Paparazzi im Garten und eine Tageszeitung hat mein Telefon abgehört."

Trotzdem zieht Blunt ein positives Resümee über die Zeit des Durchbruchs: "Es war auch toll! Wenn die Leute sagen, ich sei ein One-Hit-Wonder, sage ich: Ein Hit ist genug! Er gab mir Millionen Fans, Häuser in Verbier, London und Ibiza – und keines davon klein."

INFO

James Blunt live in Österreich:

31. 10. Wien/Stadthalle

1. 11. Salzburg/Salzburgarena

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