Jake Bugg: Erfolg mit Schuldgefühlen

Jacob Edwin Kennedy Bugg wurde am 28. Februar 1994 in Nottingham geboren.
Interview mit dem 22-Jährigen über Einsamkeit und das dritte Album "On My One".

"Es ist so eigenartig, wenn ich nach Hause komme. Dann habe ich das Gefühl, dass ich gar nicht mehr nachvollziehen kann, wie es meiner eigenen Familie geht, weil ich ein ganz anderes Leben lebe."

Das Leben des heute 22-Jährigen aus dem berüchtigten Arbeiterviertel Clifton in Nottingham hat sich drastisch geändert, seit er 2012 mit Hits wie "Two Fingers" und "Lightning Bolt" durchstartete und sein Debüt-Album "Jake Bugg" – als jüngster Solokünstler der britischen Charts-Geschichte – auf Platz eins klettern sah.

Davor war sein Leben bestimmt von Straßen-Schlägereien, besoffenen Nachbarn, streitenden Eltern und immer wieder dem Kampf um das Nötigste zum Überleben. Jetzt sind TV-Studios, große Konzertbühnen, Flugzeuge und Luxushotels seine Welt.

Frustrierend

"Wenn ich von einer Tour komme und mit meinen Freunden in Clifton im Pub bin, fühle ich mich schon ein bisschen schuldig, weil ich so erfolgreich bin", erzählt er im KURIER-Interview. "Dann sagen sie: ,Ich muss morgen um sechs Uhr aufstehen und in die Fabrik gehen. Ich scherze dann: ,Und ich muss um 15 Uhr aufstehen und drei Interviews geben!‘. Okay, das ist vielleicht gemein, und ich sollte das nicht tun. Aber für meine Freunde muss das so oder so frustrierend sein."

Nicht nur im Gespräch mit Bugg wird klar, dass er sich als Star nicht sonderlich wohlfühlt. Viele Songs seines Freitag erscheinenden dritten Albums widmen sich dem Thema Einsamkeit. Und der Titel "On My One" ist Nottingham-Dialekt für "Auf mich alleine gestellt."

Darauf angesprochen, versucht Bugg auszuweichen, sagt, dass es in seinen Songs nicht immer um ihn selbst gehe. Später gibt er zu, dass doch vieles authentisch ist: "Aber ich mag nicht jammern. Denn wenn ich mein Leben mit dem von anderen vergleiche, geht es mir super. Dann kann ich die düsteren Gefühle, die ich manchmal habe, relativieren. Aber Erfolg und materieller Wohlstand ist eben nicht alles. Meine Songs sind schon ein Vehikel dafür, mit diesen Gefühlen umzugehen."

Rapper

Musikalisch bietet Bugg auf "On My One" eine viel breitere Palette als auf den Vorgängern: für den Song "Gimme The Love" verbindet er einen ravigen Computer-Beat mit funkiger Gitarre, auf "Ain’t No Rhyme" rappt er sogar: "Diese beiden Lieder habe ich geschrieben, nachdem ich in Los Angeles war, um einen Song mit Mike D von den Beastie Boys aufzunehmen. Der hat es zwar nicht auf das Album geschafft, aber diese beiden sind sicher von ihm und der coolen Zeit, die ich mit ihm hatte, inspiriert."

An anderen Stellen widmet sich Bugg aber wieder dem Sound, mit dem er bekannt wurde, dem Blues, dem Folk und Country-Klängen.

All das bringt Bugg mit, wenn er am 15. 11. im Wiener Gasometer auftritt. Und vielleicht auch ein paar Freunde aus Nottingham. Denn er lässt sich gerne für ein paar Tage von ihnen auf Tour begleiten – um die Freundschaften zu pflegen, um den Kumpels eine Auszeit vom Clifton-Alltag zu bieten. Aber auch, um nicht alleine zu sein.

Kommentare