Ist es verkehrt, wie man verkehrt?

Daniela Emminger
Daniela Emmingers "Gemischter Satz": Eine junge Frau verabschiedet sich von ihrer Verliebtheit.

Wir warten auf Kirgisistan.

Daniela Emminger war oft in dem Land nördlich von China, um dort überdeutlich zu spüren, wie das so ist, wie einsam das so ist, wenn man sich in einer großen Fremde hinten und vorne nicht auskennt.

Von Kirgisistan wird der nächste Roman der Oberösterreicherin erzählen.

Die Novelle "Gemischter Satz" ist sozusagen zum Warmlaufen, sogar für den Leser, und da geht’s um eine Frau Mitte 20, die derart verliebt ist, dass sie zwei Jahre lang nicht recht weiß, wo oben und wo unten ist.

Es ist ein Monolog, den man gern auch hören würde. Er hat Schwung, er hat Witz, er hat Sprachwitz – obwohl, man kann ja nicht behaupten, dass das lustig ist:

Definieren

Hier macht jemand (= eine gewisse Agatha) Schluss mit ihrem Freund bzw. ihrem Ehemann, weil sie sich irgendwann dann doch eingesteht, dass diese Trennung bestimmt nicht schlimmer ist als das ständige Haltsuchen an einem Menschen, der keinen Henkel mehr hat.

Ja, anfangs hatte er.

Da definierte er sich noch nicht über den Job, sondern übers Leben.

Gern war ihm Agatha nach Berlin gefolgt. Keine(r) wollte loslassen damals, und Agatha sowieso nicht – sie war "wie eine Klette auf einer Friedhofsmauer".

Daniela Emminger hat gute Vergleiche punkto Liebe und dergleichen.

Seit "Schwund" muss man auf die heute 40-jährige aufpassen – um nichts von ihr zu versäumen. In "Schwund" entführt eine Tochter ihre blinde, kranke Mutter aus der Dialysestation: Man will auf einer Almhütte sitzen, plaudern, Abschied nehmen ...

Damals war Daniela Emminger vor allem leicht und sensibel (und etwas absurd), in "Gemischter Satz" probiert sie aus, wie weit sie noch gehen kann, sprachlich.

Weit kann sie gehen. Und das Angenehme dabei ist: Sie will nicht mit jedem Satz auffallen. Sondern nur mit jedem dritten. Umso mehr freut man sich, wenn dann steht: "Es ist verkehrt, wie man verkehrt." Den merkt man sich gern.

Daniela Emminger:
„Gemischter Satz“
Czernin Verlag. 104 Seiten. 18,90 Euro.

KURIER-Wertung: ****

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