"ImPulsTanz ist wie Neymar"

Die ImPulsTanz-Chefs: Karl Regensburger (li.), Ismael Ivo
Karl Regensburger und Ismael Ivo über Tanz, Fußball, Geld und kulturelle Identitäten.

Am 17. Juli startet die bereits 31. Ausgabe des Festivals ImPulsTanz. Die Gründer und Intendanten Karl Regensburger und Ismael Ivo über die Lust am Leben, Tanzen, Spielen und Beißen.

KURIER: Nach 30 erfolgreichen Jahren ImPulstanz – wie orientiert man sich da wieder neu?

Karl Regensburger: Man sollte jedes Jahr versuchen, künstlerisch wertvolle Verbindungen zu schaffen und Zeichen zu setzen. Bei uns liegt heuer der Fokus neben den arrivierten Choreografen auch auf dem Nachwuchs. So haben wir die junge Schiene (8:tension) von acht auf 14 Produktionen ausgeweitet. Dazu ist der österreichische Tanz sehr präsent, der hat ja enorme Fortschritte gemacht.

Wie sieht es finanziell aus?

Regensburger: Wir haben noch Rückstände aus dem letzten Jahr und mit dem Bund eine Vereinbarung für 2014. Mit der Stadt Wien gibt es einen Drei-Jahres-Vertrag, der 2015 endet. Die Stadt gibt 2,1 Millionen Subvention, der Bund 500.000. Mehr als die Hälfte unseres Budgets aber kommt von Sponsoren und aus Karteneinnahmen. Es ist immer ein Ritt über den Bodensee. Nach 2015 muss es einen großen Schritt geben, um das Festival am Blühen zu erhalten.

Wie müsste der aussehen?

Regensburger: Es wird immer enger und knapper, und es gibt viele Baustellen, etwa die Bundestheater. Ich glaube auch nicht, dass die Vereinigten Bühnen von der Stadt im Regen stehen gelassen werden. Ich hoffe nicht, dass das zulasten der florierenden freien Szene geht. Wenn man bedenkt, dass Österreich als Kulturnation gerade 0,6 Prozent des Budgets für Kultur ausgibt ... Zuletzt hieß es, die Luftraumüberwachung wird an Ungarn ausgelagert. Ich hoffe nicht, dass wir irgendwann in die Situation kommen, dass Kunst auch ausgelagert wird.

Wie sehen Sie ImPulsTanz künstlerisch verankert? Welche neuen Projekte kann es angesichts einer schwierigen ökonomischen Situation geben?

Regensburger: An Kooperationen führt heute kein Weg vorbei. Wir wollen etwa viel enger mit dem Burgtheater zusammenarbeiten, im Sommer, aber gern auch unter dem Jahr. Wenn wir im Kasino, das ja gefährdet zu sein scheint, gemeinsam eine Produktion herausbringen könnten, würden wir uns sehr geehrt fühlen.

Ismael Ivo: Unser Festival ist ein internationaler Kulturbotschafter. Die ganze Welt schaut, was bei ImPulsTanz passiert. Wir sind keine Abspielstätte für Produktionen, sondern ein Ort der Kommunikation. Wir wollen ein bestimmtes Gefühl transportieren. Gerade in Zeiten der Krise haben die Menschen vor allem ihre Kultur, ihre Identität. Dieser Austausch von Kulturen und Identitäten ist ein Ziel des Festivals. Wir wollen einen Ort schaffen, an dem Dinge entstehen können.

Zurzeit läuft die Fußball-WM. Wie tänzerisch ist Fußball? Ist das auch Kunst?

Ivo: Als Brasilianer kann ich dazu Ja sagen. In beiden Bereichen ist ein Gefühl für Rhythmus notwendig, eine Leidenschaft und natürlich die Freude am Spielen. Brasilien ist sehr offen für Kultur, Fußball ist Kultur, ist wie Tanz. Ein guter Fußballer muss ein guter Tänzer sein. Er sucht andere, alternative Bewegungen, muss auch improvisieren und überraschen. Insofern ist ImPulstanz wie Neymar.

Regensburger (lacht): Und nächstes Jahr wie Suarez.

Ivo: Künstlerisch wie Neymar. Aber wenn es solche finanzielle Limits gibt, muss man auch zubeißen können.

Ihre Festival-Spezialtipps?

Ivo: Alain Platel und Lloyd Newson. Da ist sicher niemand enttäuscht.

Regensburger: Amanda Pina und Daniel Zimmermann mit ihrem Stück "War" über Europa. Da liegt man sicher nicht falsch.

37 Compagnien sind zu Gast, es gibt 40 Produktionen. Dazu kommen an die 240 Workshops. 16 verschiedene Häuser werden bespielt; 40 Studios gibt es für die Workshops. Laufend werden Zusatzvorstellungen angesetzt.

Zu erleben sind u. a.: Alain Platel, Lloyd Newson, Meg Stuart, Dada Masilo, Ko Murobushi, Chris Haring, Jérôme Bel oder Ismael Ivo mit Grupo Biblioteca Do Corpo.

www.impulstanz.com

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