ImPulsTanz: Fabres gewaltiger "Prometheus"

ImPulsTanz: Fabres gewaltiger "Prometheus"
Fabres Inszenierung von "Prometheus - Landscape II" verspricht 100 Minuten Spannung, fantastische Bilder und eine expressive Darstellung.

Gewaltig bricht "Prometheus - Landscape II" von Jan Fabre bei ImPulsTanz ins Volkstheater ein. Dem flämischen Meister gelang ein Coup de théâtre: 100 Minuten Spannung, fantastische Bilder, eine expressive Darstellung der Performer von Troubleyn. Zugleich irritierend in der Wucht von Texten, Performance, Musik und Ausstattung.

Fabres Anfangsmonolog mit dem pathetischen Appell "We need heroes now" wird von Einschüben mit Zweifeln an den Auswirkungen psychologischer Schulen unterbrochen. Von Sigmund Freud bis Ivan Pavlov, sie alle kriegen ein "fuck you" ab.

Feuerball

Dann hängt er da, Prometheus, Titan und Freund der Menschen, Vermittler von Kultur. 100 Minuten ist er in Seilen gefangen, erinnert an Christus und Leonardos Vitruv-Studien. Ein packendes Bild, wenn er vor dem Feuerball der Sonne die Menschen gegen den Willen der Götter mit Feuer inspiriert.

Eine der Schlüsselszenen zeigt den Auftritt zweier Rechtsradikaler als Trommler im Stechschritt. Dumm, pervers und zerstörerisch erobern sie die Prometheus-Landschaft.
So ein Kniefall vor dem Rechtspopulismus hat Folgen. Ob austretende Strahlung als Symbol einer AKW-Katastrophe oder Bomben, die Brandstifter sind am Werk. Auch antike Götter (Text: Jeroen Olyslaegers) stiften Unruhe.

Dies gerät so infernalisch, dass es einigen Zuschauern unerträglich wird - das ist nicht die Ästhetik der "Jahre der Blauen Stunde", deren Ausstellungskatalog Direktorin Sabine Haag vom Kunsthistorischen Museum vor der Aufführung präsentierte. Und doch ist die Inszenierung typisch Fabre in ihrer Radikalität und Authentizität.

Der rebellische Prometheus vermag nicht viel auszurichten. Menschen und Götter stürzen auf eine Götterdämmerung zu, aus der es nach der Öffnung von Pandoras Büchse keinen
Ausweg gibt, selbst wenn er in Ideologien und Religionen gesucht wird. Fabres Ring schließt sich: Wo bleiben die wegweisenden Helden der Zukunft?

KURIER-Wertung: ***** von *****

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