Imagine Dragons: Nett, aber harmlos

Mit wuchtigen Drums und einem Sound–Mix aus Rock und Elektro-Pop brachten Imagine Dragons in der Stadthalle 8000 Fans auf Touren.
Die Durchstarter Imagine Dragons live in der Wiener Stadthalle.

Es ist ein Phänomen: Noch Ende April spielten Imagine Dragons im Flex. Sieben Monate später musste ihr für den Gasometer geplantes Konzert in die Wiener Stadthalle verlegt werden. Dort wurde das Quartett aus Las Vegas Dienstagabend von 8000 Fans gefeiert. Laut Sänger Dan Reynolds ist das ein österreichisches Phänomen: „Ich kann gar nicht glauben, dass wir bei euch vor so vielen Leuten spielen“, schiebt er zwischen die wiederholten Danksagungen. „Ihr seid dem Rest der Welt weit voraus.“

Geschafft haben Imagine Dragons den rasanten Aufstieg mit massiver Unterstützung von Ö3. Obwohl auch in der Stadthalle wieder deutlich wird: Dieser Sound hat wenig eigene Identität. Okay, da sind immer wieder wuchtige Drum-Sessions und jede Menge vielstimmige Gesangsparts.

Fusion

Sonst aber spielen Imagine Dragons eine nicht sonderlich inspirierte Fusion aus Rock und Elektro-Pop. Sie versuchen Coldplay („Demons“), sie versuchen Queen, wenn sie im Chor singen, und Killers bei „Hear Me“ und „Amsterdam“. Es gibt – dank des hervorragenden Drummers Daniel Platzman – variantenreiche Rhythmen und Anklänge an Hip-Hop. Aber die sind nie mutig genug eingesetzt, um vom netten, harmlosen Pop-Act zu unvorhersehbar und aufregend zu mutieren.

Dazu kommen Melodien, die simpel und mitsingbar sind, aber selten bemerkenswert. Kein Wunder, dass erst ein Cover – Blurs „Song 2“ – erstmals alle von den Sesseln reißt.

Genauso gewöhnlich wie die Songs: Frontmann Reynolds. Seine Stimme ist gut – aber ohne das gewisse Etwas, das einzigartig Timbre, das aufhorchen ließe. Seine Bühnen-Präsenz ist liebenswürdiger Allerweltstyp – ohne spezielles Charisma.

Aber aus diesen durchschnittlichen Ressourcen holen Imagine Dragons in der Stadthalle ohne Frage das Optimum raus. Man hört den Spaß, den sie selbst dabei haben, das alleine gibt schon guten Unterhaltungswert.

Und mit „Radioactive“ und „It’s Time“ haben Imagine Dragons doch auch ein paar Hymnen geschaffen, die herausstechen und mitreißen können. So, dass die 8000 Besucher – meist weiblich, jung und vielleicht hungrig auf Rockiges, weil mit den Disco-Sounds von Justin Bieber und Rihanna überfüttert – im zweiten Teil jeden Ton mitsingen. Und nach „Nothing Left To Say“ wie in Trance aus der Stadthalle schweben.

KURIER-Wertung:

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