Im Augarten grasen jetzt die Kunst-Kühe

Im Augarten grasen jetzt die Kunst-Kühe
Ausstellung – Am Dienstagabend eröffnete Francesca Habsburgs "TBA 21" ihre neuen Räumlichkeiten im Wiener Augarten.

Und, wie lebt sich’s so als Kunstprojekt? Ritta und Hektor können dazu eher nur "Muh" sagen. Wobei das Projekt, für das die beiden Jungrinder aus Tirol in ein Gehege im Wiener Augarten transportiert wurden, „keinesfalls die Meinung der Autoren wiedergibt“, so steht’s zumindest im Impressum des Begleitbuchs.
Bei der Lektüre dieser Publikation wird allerdings klar, dass die Kühe ein guter Auftakt zur neuen Nutzung des Ateliers im Augarten sind: Nach einer Zeit als Dependance des Belvedere wird der Bau ab sofort von Francesca Habsburgs Stiftung „TBA 21“ bespielt, und da hilft ein Blick in die Geschichte des Areals.

Starling & Superflex

Konkret geht es um das Vermächtnis des Bildhauers Gustinus Ambrosi, für den der Atelierbau ursprünglich errichtet wurde – als Ersatz für ein zerbombtes Atelier im Prater. Dort hatte er – Muh! – während des Krieges an der Skulptur "Jungfrau mit Kuh" für den geplanten Park der Berliner NS-Reichskanzlei gearbeitet. Seine eigens gekaufte Modell-Kuh dürfte Ambrosi geliebt haben – als ringsherum schon Bomben flogen, bat er seine Auftraggeber um Geld für die Versorgung des Tiers.
Ritta und Hektor, die nun quasi als "Werke" der Gruppe Superflex herangeschafft wurden, sind Nachfahren von Ambrosis Kuh. Sie sind auch ein Verweis auf die Art Kunst, die Francesca Habsburg favorisiert: In den Objekten (oder Rindern), die bei ihr gezeigt werden, kulminieren lange Recherchen, es sind Eingangstore in Welten, in denen sich manche ein Leben lang aufhalten können.
Die Hauptausstellung im Atelier macht da keine Ausnahme: Hier zeigt der britische Turner-Preisträger Simon Starling quasi-archäologische Arbeiten zur modernen Design- und Technikgeschichte. Als Ausgangs­punkte dienen u. a. Jean Prouvé oder Eckart Muthesius, der für den Maharadscha von Indore einen modernen Palast plante.

Dass sich solche Welten nicht durch einen Blick durch die Tür, also aufs Kunstwerk, erschließen, versteht sich. Ellenlange Wandtexte im Halbdunkel setzen auch einige Frustrationstoleranz beim Entziffern voraus. Sofort spürbar ist aber der Wille, aus dem zuletzt recht verschlafenen Atelier wieder einen anregenden Ort zu machen. Vier Jahre hat Habsburg Zeit dazu, so lange läuft vorerst die Kooperation mit dem Belvedere.

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