IAMX: Ein Halleluja für die Apokalypse im Kopf

Mm online iamx chris corner (credit-gretchen lanham)
Nach dem Sieg über schwere Depressionen veröffentlicht Chris Corner "Alive In New Light"

"Es gab eine Zeit, da war Musik etwas Bedrohliches für mich", sagt Chris Corner, der Multiinstrumentalist, Sänger und Produzent hinter dem Pseudonym IAMX. "Ich habe mich in den letzten Jahren mit argen Depressionen rumgeschlagen und war dadurch innerlich gelähmt, gefühlsmäßig betäubt. Und das macht dich völlig unkreativ."

Trotzdem ist vor wenigen Wochen sein neues Album "Alive In New Light" erschienen. Denn, wie der Titel ausdrückt, hat der 44-Jährige damit die Depressionen überwunden und kann das Leben jetzt in einem neuen Licht sehen.

Den Weg dorthin verarbeitet er in diesen neuen Songs. Während die Vorgänger "The Unified Field" und "Metanoia" deutlich den düsteren Seelenzustand des Briten reflektierten, ist "Alive In New Light" rhythmischer, luftiger und lebhafter. Geblieben ist dem IAMX-Sound die eklektische und hier wie dort emotional tief gehende Mischung aus elektronischen Klangcollagen, Goth- und Cabaret-Elementen.

Akzeptanz

Die wichtigste Erkenntnis aus der schweren Zeit beschreibt Corner in dem Song "Stalker", in dem er seine Duett-Partnerin Kat Von D. "Halleluja to the apocalypse in my head" singen lässt.

"Das drückt aus, dass Besserung erst kam, als ich meine Krankheit akzeptieren und als Teil meiner Persönlichkeit annehmen konnte", erzählt Corner im KURIER-Interview. "Davor dachte ich, ich werde eines Tages aufwachen und sie wird weg sein. Aber bei Depressionen gibt es keine derartig einfache Lösung wie Antibiotika bei anderen Krankheiten. Irgendwann hatte ich das, was andere als Zusammenbruch sehen würden. Ich nenne es Durchbruch, denn erst dadurch habe ich meine Denkweise verändert, kapituliert und eben alles akzeptiert."

Aufgenommen hat IAMX "Alive A New Light" in einem Wohnwagen im Joshua Tree National Park in der Mojave Wüste bei L. A. "Ich habe mich in die Schönheit dieser puren Landschaft verliebt, als ich das erste Mal dort war. Ich wollte tiefer in diese außerirdische Atmosphäre eintauchen und so meiner normalen Umgebung entfliehen und Ruhe und Freiheit für meinen Geist finden. Was auch perfekt geklappt hat."

Einzelgänger

Schon als Kind fühlte sich Corner allein in seinem Zimmer am wohlsten. Er war ein Einzelgänger und ist das bei heute geblieben. Die Flucht in die Wüste, gibt er zu, war auch eine Flucht vor Menschen. Bei Konzerten allerdings sucht Corner fast manisch den Kontakt zu den Fans. Denn da, sagt er, sei er in einem ganz anderen Geisteszustand.

"Nur dort fühle ich mich frei und absolut sicher. Denn die Menschen sind gekommen, weil sie mich respektieren. Und über meine Musik kennen sie mich und meine innersten Gedanken. Deshalb kann ich mich bei Shows total gehen lassen, was privat nicht geht. Das muss aber auch nicht sein, denn ich habe ja die Bühne."

INFO

Am 16. 3. tritt IAMX im Wiener WUK auf. Das Konzert ist allerdings schon ausverkauft.

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