Hollywood: Stars und reale Geschichten sind abgemeldet

Filmstars? Dramen? Komödien? An der Kinokassa ist das alles kein großer Renner mehr

Das gute, alte Hollywood ist zwar nicht tot, es kann mit dem echten Leben aber immer weniger anfangen.

Die Traumfabrik erzeugte in den Zeiten ihrer größten künstlerischen Erfolge ein überaus vielfältiges Produkt. Eines aber hatten viele der künstlerisch und emotional wichtigsten Filme Hollywoods gemeinsam: Es ging darin um Menschen im realen Leben.

Das ist vorbei. 2016 zeigte in den Top-Ten-Filmen Nordamerikas kein Einziger reale Menschen im echten Leben.

Kein Einziger.

In den Top 20 sind es immerhin zwei.

Stattdessen gab es Superhelden, Animation und Fantasy. "Finding Dory", "Captain America" und "Star Wars – Rogue One" sind die nordamerikanischen Top 3, es folgen u. a. der Animationsfilm "Sing", das "Dschungelbuch" und der Harry-Potter-Spin-off "Fantastische Tierwesen...".

Fernsehen

Wer Geschichten über echte Menschen sehen will, ist längst von den ausufernden Erzählungen des Streamingfernsehens besser bedient. Hier werden jene Dramen, Biografien und Komödien geboten, die einst die Menschen ins Kino lockten.

Auch als Starvehikel hat das Kino ausgedient. Wer im Superheldenkostüm (oder hinter der Darth-Vader-Maske) steckt, ist kaum mehr ein Grund für die Besucher, ins Kino zu gehen. US-Kinos überlegen schon, TV-Serien zu zeigen, um Publikum mit anderem als Fantasiewelten anzulocken. Denn der jüngste Einnahmerekord (11,4 Milliarden Dollar) kann über die Schwäche der Filmmonokultur nicht hinwegtäuschen: Er ergibt sich nämlich aus teureren Tickets, die realen Besucherzahlen stagnieren.

Und die Goldgräberstimmung in China ist auch im Abklingen: Dort entsteht zwar ein riesiger Kinomarkt, der demnächst Nordamerika übertreffen wird und aus Hollywood schon viel Aufmerksamkeit bekam. Doch der Aufschwung flachte 2016 ordentlich ab: Um nur drei Prozent wuchs der chinesische Ticketmarkt, und das unter Misstönen bezüglich nach oben hin gefälschten Besucherzahlen. Denn auch in China boomt das Fernsehen (und Games und Virtual Reality). Und die Realität in China ist auch nicht so, dass sie Stoff für Wohlfühlfilme hergeben würde.

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