Hollywood fährt an die chinesische (Finanz-)Mauer

China hat seine Investitionen in Hollywood radikal eingekürzt – mit Folgen.

Wäre die Beziehung zwischen Hollywood und China eine romantische Filmkomödie, man wäre schon fast beim Happy End angelangt gewesen. Die Traumfabrik war für China das Krönchen im wachsenden weltweiten Einfluss, das Werben der finanzstarken Asiaten war fast schon unverschämt: Milliarden flossen aus China nach Hollywood, chinesische Riesenunternehmen kauften Studios und Kinoketten und schaufelten Geld in Filme. Nicht zuletzt, weil in Asien der demnächst größte Kinomarkt der Welt entstehen sollte. Man hatte Hollywood von Publikumsseite her bald in der Hand, man wollte aber auch direkten finanziellen Einfluss. So viel, dass sich selbst der US-Senat mit dem neuen Einfluss der Chinesen auseinandersetzte.

Doch knapp vor dem finalen Glück – ein Kuss? Ein Tänzchen? – drehte sich die Hollywood-China-Romanze in ein Drama. Zumindest finanzieller Natur. Denn im Umfeld des immens wichtigen chinesischen Parteitags im Oktober geißelte die Partei "irrationale internationale Investitionen" der großen Unternehmen. Mit irrational waren vor allem auch gemeint: jene in Hollywood.

Das Resultat: Während 2016 noch mehr als 4,8 Milliarden Dollar aus China in amerikanische Film- und Fernsehproduktionen flossen, waren es heuer bis September nur 490 Millionen.

Mit großen Auswirkungen für die großen Studios. Huahua Media hatte schon zugesagt, eine Milliarde Dollar in Projekte von Paramount zu investieren – und den Deal, der ein Viertel der Paramount-Filme abgedeckt hätte, dann platzen lassen.

Dalian Wanda hätte ebenfalls eine Milliarde Dollar investiert, in den Kauf von Dick Clark Productions. Auch dieser Deal ist knapp vor Vollendung gestrichen worden.

Geld aus dem Internet

Wenn es ums Geld geht – genauer: um das Fehlen desselbigen – wird Hollywood hellhörig.

Internationale Geldgeber hatten zuletzt rund 35 Prozent der Hollywood-Produktionen finanziert; China war darunter der größte. Nun kämpft man, berichten US-Medien, um lokale Geldgeber. Was, unpraktischerweise, neue Probleme schafft. Denn in den USA haben vor allem die Riesen aus dem Silicon Valley genügend gefüllte Taschen, um die teuren Produktionen zu finanzieren. Nur haben Netflix, Amazon und Co. eigene Interessen, die denen Hollywoods entgegenlaufen.

Denn die Giganten des Streamingfernsehens kaufen Produktionen en masse – aber nicht für den Einsatz in Kino und Fernsehen, wo die für die Ausfinanzierung von Blockbustern notwendigen Einnahmen sind, sondern bei ihren Streamingdiensten.

Acht Milliarden Dollar will etwa Netflix kommendes Jahr in Produktionen stecken – ins Kino werden die zum allergrößten Teil nicht kommen. Sondern international zum Streaming angeboten. Damit kauft Netflix aber auch potenziellen internationalen Investoren in Hollywood viele jener Rechte weg, für die sich diese interessieren könnten.

Chinas Rückzug ersparte dem aufwachenden Giganten vielleicht auch einen Bauchfleck am glatten kalifornischen Parkett, den etwa schon die französische Firma Vivendi in den Nullerjahren erlebt hatte. Nach nur vier Jahren verkaufte das Unternehmen seine Anteile an den Universal Studios wieder – man hatte massenhaft Schulden angehäuft.

Kommentare