Hofstätter: "Es ist mir nicht leichtgefallen"

Hofstätter: "Es ist mir nicht leichtgefallen"
Ulrich Seidls "Paradies: Glaube" läuft am Freitag bei den Filmfestspielen von Venedig. Maria Hofstätter spielt darin eine schwierige Hauptrolle.

Maria Hofstätter hat das Kreuz auf sich genommen. In Ulrich Seidls neuem Film "Paradies: Glaube" geht sie als fanatisch religiöse Katholikin von Tür zu Tür und missioniert. Gleichzeitig führt sie mit ihrem Mann, einem gelähmten Muslim, einen verbitterten Ehekrieg. Die Premiere von Ulrich Seidls "Paradies: Glaube" – dem zweiten Teil seiner "Paradies"-Trilogie – findet als österreichischer und einzig deutschsprachiger Wettbewerbsbeitrag auf dem Filmfestival in Venedig statt, das am Mittwoch eröffnet.

KURIER: Frau Hofstätter, wird sich das Publikum mit "Paradies: Glaube" schwertun?
Maria Hofstätter: Das habe ich mir auch schon überlegt, aber es ist schwer zu sagen. Der Film ist sehr spröde, weil er auf zwei Personen beschränkt ist und sich großteils im Haus abspielt. Auf jeden Fall wird er beweisen, dass Ulrich Seidl keineswegs zahmer oder kommerzieller geworden ist oder gar auf Zuschauerzahlen schielt. (lacht)

Von den Bildern her zu urteilen, spielen Sie eine ziemlich mutige Rolle...
Bei Seidl-Filmen ist das immer so – dass man sich auf Dinge einlassen muss, die sonst nicht gefordert werden. Aber mutig? Sagen wir so: Es ist mir nicht leichtgefallen.

Warum nicht?
Ich habe längere Zeit zum Vorbereiten gebraucht, als ich dachte. Zum einen habe ich unterschätzt, wie schwierig es ist, wenn man missionieren gehen muss. Nachdem es bei Seidl ja keine Dialog-Drehbücher gibt und man einfach immer in bestimmte Situationen gestellt wird, muss man alle katholischen Antworten selbst parat haben.

Sie sind wirklich von Tür zu Tür Missionieren gegangen?
Bei den Proben schon. Das erfordert sehr viel Aufwand, und ich musste mein religiöses Wissen auffrischen. Auch das sich Einfühlen in eine so streng religiöse Person war schwieriger als erwartet.

Hofstätter: "Es ist mir nicht leichtgefallen"

Wie ist es Ihnen gelungen?
Ulrich Seidl hat mir sehr lange Zeit gelassen. Wir haben sieben biblische Jahre – mit Zwischenräumen – am Projekt gearbeitet. Um meine Figur zu begreifen, bin ich etwa eine Woche lang bei Eis und Schnee zu Fuß nach Mariazell gepilgert. Das war spannend und ich habe danach besser verstanden, was es heißt, den eigenen Widerstand zu überwinden.

Es gibt eine Selbstgeißelungsszene, die im Trailer ziemlich echt aussieht...
Die ist auch echt! Anders hätte man das gar nicht drehen können. Das sieht natürlich spektakulär aus, aber nach ein paar Tagen beruhigt sich der beleidigte Rücken wieder. Bei Weitem schwieriger war es, stundenlang zu knien – sei es beim Beten oder auch, wenn ich auf Knien durch die Wohnung rutschen musste. Das war wirklich schmerzhaft.

Der Konflikt mit dem Ehemann verstärkt sich noch dadurch, dass er Muslim ist.
Ja, das ist sicher eine zusätzliche Verschärfung. Aber für mich erzählt der Film eher einen Beziehungs– als einen Religionskonflikt.

Ab Herbst wird man Sie auch wieder in einer komischen Rolle, in der Comedy-Serie "Braunschlag" im ORF sehen. Dabei lehnen Sie Serien-Rollen meist ab. Warum das Ja zu "Braunschlag"?
Unter anderem, weil es nach acht Folgen zu Ende ist (lacht). Nein, im Ernst, ich wollte nach "Hundstage" verhindern, dass ich ein Fernseh-Gesicht werde. Aber "Braunschlag" fand ich wirklich lustig und das Drehen hat Spaß gemacht.

Wettbewerb Venedig - Kampf um den Goldenen Löwen

Ein sensationeller Erfolg für den österreichischen Film: Regisseur Ulrich Seidl zeigt heuer bereits zum zweiten Mal eine neue Arbeit auf einem A-Filmfestival. Nachdem "Paradies: Liebe" nach Cannes eingeladen wurde, premiert der zweite Teil der Trilogie mit "Paradies: Glaube" auf dem 69. Filmfestival von Venedig, das Mittwoch beginnt (bis 8. September).

Unter dem neuen Festivaldirektor, dem Italiener Alberto Barbera, der bereits ab 1998 drei Jahre lang Leiter war, gehen 18 internationale Filme ins Rennen um den Goldenen Löwen. Eröffnet wird mit Mira Nairs Polit-Drama "The Reluctant Fundamentalist" mit Kate Hudson – außer Konkurrenz. Im Wettbewerb finden sich Regie-Granden wie Brian De Palma ("Passion"), Paul Thomas Anderson ("The Master") oder der letztjährige Cannes-Gewinner Terrence Malick. Auch der Franzose Olivier Assayas ist mit "Something in the Air" im Bewerb. Präsident der Preis-Jury: Michael Mann ("Miami Vice").

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