Hochmair: Glanzlos hinter den Kulissen

Philipp Hochmair, "Der Glanz des Tages"
Der österreichische Schauspielstar Philipp Hochmair spielt sich selbst: "Der Glanz des Tages" von Tizza Covi und Rainer Frimmel
Philipp Hochmair klingt etwas atemlos. Kein Wunder, sitzt er doch während des Telefon-Interviews auf dem Fahrrad und radelt durch Hamburg. Dort spielt er gerade den Richter Adam in Kleists „Der zerbrochne Krug“. Aber das ist nur eine von zwölf Theaterrollen, die der Wiener Schauspieler derzeit im Repertoire hat. Wie stressig das manchmal werden kann, sieht man in dem hervorragenden Film „Der Glanz des Tages“ von Tizza Covi und Rainer Frimmel (ab Freitag im Kino). Auf semi-dokumentarische, berührende und witzige Weise erzählt der Film von der Begegnung des Schauspielers Philipp Hochmair mit dem Ex-Zirkusartisten und Bärenringer Walter Saabel. „Der Glanz des Tages“ erhielt den Großen Preis der Diagonale.
KURIER: In „Der Glanz des Tages“ spielen Sie quasi sich selbst in Ihrem Alltag als viel beschäftigter Schauspieler. Was gab es da für Regieanweisungen für Sie?
Philipp Hochmair: Die Regisseure meinten nur: „Sei du selbst“ und: „Es muss ganz super werden.“ Das waren die einzigen Anweisungen (lacht). Zuerst hat mich das überfordert, aber dabei lernt man ja am meisten. Wenn ich beispielsweise einen „Tatort“ drehe, bekomme ich ein Kostüm, einen Text und unzählige Zettel, auf denen steht, wann ich wo sein muss und was ich zu tun habe. Das war bei „Der Glanz des Tages“ überhaupt nicht so. Die Regisseure wussten oft selbst nicht genau, wann und wie es weiter gehen wird. Aber so kann man sich auch überraschen lassen und schauen, was daraus entsteht.
„Sei du selbst“ ist wahrscheinlich auch gar nicht so leicht, wenn man zwölf verschiedene Rollen am Theater gleichzeitig spielt.
Genau. Und das ist ja auch ein Thema des Films. Die Frage, wer man eigentlich ist. In diesen toten Winkel wollten die beiden hinein filmen.
Tizza Covi und Rainer Frimmel sagten in einem Interview, es hätte sie der Realitätsverlust eines Schauspielers interessiert. Wie finden Sie diese Aussage?
Das ist deren Sicht, aber was soll das heißen, Realitätsverlust? Es ist ja meine Realität. Der ganze Film entsteht aus diesem Energiefeld völlig unterschiedlicher Menschen, die Tür an Tür leben und unterschiedliche Lebenskonzept haben. Ich glaube, das war etwas reißerisch gemeint.
Haben Sie das Gefühl, dass Sie in diesem Film mehr von sich selbst erzählen als in anderen Rollen?
Auf jeden Fall. Das war eine total interessante Selbstbegegnung und ich gewann Einsichten, die ich vorher nicht hatte.
Ihr kongenialer Partner im Film ist Walter Saabel, ehemaliger Artist und Bärenringer. Wie verlief diese Begegnung?
Letztlich erzählt der Film von unserem Kennenlernen, denn außerhalb des Filmsets habe ich ihn nie gesehen. Man sieht also alles, was wir zusammen erlebt haben. Natürlich sind unsere Leben sehr unterschiedlich, aber zwischen uns gibt es eine Energie – und das ist die Geschichte.
Einmal sagen Sie zu ihm, Sie hätten eigentlich keine wirklichen Freunde. Wie kam es dazu?
Ich habe mir diesen Satz nicht ausgedacht und er stand auch in keinem Drehbuch. Die Regisseure lassen einfach die Realität für sich sprechen – und dieser Satz ist dann aus mir heraus gekommen. Er trifft zu, und das war mir vorher nicht so klar. Mir bleibt eben das klassische Leben mit Familie und Freunden im Moment verwehrt.
Warum, glauben Sie, interessiert das die Leute besonders?
Weil sie den Preis sehen, den man für ein unkonventionelles Leben zahlen muss. Man sieht ja so oft das Gegenteil in den Medien: Bilder von erfolgreichen Schauspielern, die mit ihren kleinen Kindern in schönen Wohnungen leben... Ich selbst stelle mir das auch immer so romantisch vor – wie das wäre, einen Bauernhof mit Familie zu haben, wo alles lustig und frei ist, und wo ich dann auch noch große Rollen in der ganzen Welt spiele...
Sie haben also viel über sich selbst erfahren?
Ja. Der Film stellt unter anderem Fragen darüber, wie mein Leben aussieht. Und mein Leben könnte man als erfolgreiches Schauspielerleben betrachten, aber man sieht da eben auch Aspekte, die man sonst nicht zu sehen bekommt und die mir selbst auch nicht bewusst waren. Das ist natürlich nicht immer angenehm.
Das klingt, als hätte der Film einen therapeutischen Effekt?
Klar denke ich jetzt anders über mich nach und will bestimmte Dinge auch verändern. Ich mache diesen Beruf ja nicht, um fettes Geld zu verdienen und auf der Titelseite eines Fernsehmagazins zu landen. Ich will etwas verändern – in mir und um mich herum.
Hatten Sie manchmal das Gefühl, es reicht Ihnen?
Immer wieder, oft sogar. Das muss man ja erst einmal aushalten. Aber es heißt doch, Diamanten werden unter Druck geboren, oder? (lacht)
Was ist denn für Sie „Der Glanz des Tages“?
Die Ausschüttung nach einer gelungenen Aufführung, das Glück, es geschafft zu haben, an einem festlichen Ereignis teilgenommen zu haben. Gute Energie erzeugt zu haben. Aber ich habe in „Glanz des Tages“ auch gesehen, wie glanzlos das Leben hinter den Kulissen eigentlich so ist. Mein Leben verläuft anders als das von einem „klassischen Schauspielerstar“. Aber das ist ja auch der Verdienst des Films: Dass er eine ganz eigenwillige Schauspielerwelt zeigt, die nichts Glamouröses hat.

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