Harrys Finalfinale nach dem Vorspiel

Harrys Finalfinale nach dem Vorspiel
Filmstarts: "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes 2" ist so etwas wie richtiger Sex + Sex ist aber nicht alles im Leben, heißt es in "Was will ich mehr"

Teil 1 des Potter-Finales war der Mädchenfilm. Jetzt liefert der Regisseur mit Teil 2 den Bubenfilm ab: den Krieg im Hokuspokus-Land.

Dies ist der seltene Fall eines Finalfinalfilms. Nach dem Halbfinalfilm, dem Teil eins, dem Vorspiel, soll Teil zwei nun endlich so etwas wie der richtige Sex zum Finalfinale sein. Und ja, das ist er. War das Halbfinale noch von romantischer, fast zenbuddhistischer Gelassenheit (weniger Wohlmeinende können es auch ein wenig fad nennen). So still ruhten oft die Bilder der verlorenen Teenager in steinernen Landschaften. So erinnert in Teil 2 nur mehr der Anfang an solch düstere Zartheit. Ohne viel Luft zu holen, ohne Ruhe vor dem Sturm, liefert Regisseur David Yates zum Mädchenfilm nun den verdienten Bubenshowdown ab: einen Kriegsfilm im 3-D-Hokuspokus-Land.

Aber was heißt hier überhaupt Hokuspokus? Lange vorbei ist das kindische Besenwedeln der ersten Potter-Filme, die u. a. noch der mediokre Chris Columbus, Regisseur von "Kevin allein zu Haus", inszenierte. Seit der talentierte Brite David Yates Regie führt (also seit Teil 5), hat die Potterfilmserie ihre eigene, düstere Bildsprache bekommen. Vergleichbar etwa mit jenem Moment, als Christopher Nolan die Batman-Serie übernahm.

Harry Potter ist ordentlich im Stress

Hier lacht niemand mehr. Darin folgten die Harry Potter-Verfilmungen den kunstfertigen Romanen von J.K. Rowling: erst guter Kinderkram, dann Fantasy, heimlicher (und unheimlicher) Horror - und jetzt eben: Kriegsschauplatz. Die dämonischen Truppen unter Lord Voldemort greifen (endlich) an, die guten Restzauberer verteidigen mit ihren Schülern die Festung von Hogwarts und sind die letzte Widerstandsgruppe im von Faschismus regierten Land. Und ja, Neville Longbottom, der oft Verlachte, darf in den Kriegstrümmern zum Widerstandshelden werden.

Mittendrin ist Harry Potter ordentlich im Stress. Er muss den nasenlos Bösen aufhalten und vier Horkruxe finden & vernichten. Was Horkruxe genau sind, dafür besteht kein Erklärungsbedarf mehr: Die Kenner wissen's, die Nichtkenner verstehen den Bogen auch so. Dass Potter selbst so ein Horkrux ist, darin liegt die große Raffinesse (schon) des Buches. Ein Teil Voldemorts steckt in ihm (weshalb er auch immer Kopfweh kriegt). Das Böse, es hat also auch im Kopf des Guten Platz.

Damit die Welt von Voldemort befreit werden kann, muss also auch Potter sterben. Warum er dann doch nicht so ganz stirbt, ist höhere Harrylogie. Ebenso die Frage, wem genau welcher Zauberstab gehört. (Und das ist existenzieller als es klingt). Insgesamt macht sich der Film ganz gut, den komplexen letzten Band zu entwirren. Am Ende nehmen wir rührend und gerührt Abschied von der Jugend. Die nächste Generation, sie fährt schon ohne Harry ab. Aber wenigstens immer noch auf Gleis 9 3/4.

KURIER-Wertung: **** von *****
INFO: FANTASY, GB 2011. 120 Min. Von David Yates. Mit Daniel Radcliffe.

"Was will ich mehr" - Ganz kurz könnte es ganz anders sein

Die Lektion der Figuren ist eine kleine: Sex ist nicht alles im Leben - oder so. Der Film dazu ist kein so kleiner. Eine verhängnislose Affäre. Sex findet statt. Aber nicht am Hollywood-Küchentisch, sondern im italienischen Alltag und Doku-Stil. Das ist es auch, was Regisseur Silvio Soldini ("Brot und Tulpen") daran interessiert: der nervöse Blick auf das Handy, wenn das heimliche Liebespaar (beide sind verheiratet) nicht zusammen ist.

Oder die nervösen Schuldgefühle, wenn es dann doch zusammenkommt. Es ist ein kleines, nuanciert gespieltes Drama, dessen Hauptdrama in der Unruhe seiner Protagonisten, ihrer inneren Zerrissenheit, liegt. Und so erzählt "Was will ich mehr" von Dingen, die am Ende so bleiben, wie sie waren, nachdem sie ganz kurz hätten ganz anders sein können: vom Leben.

KURIER-Wertung: **** von *****

INFO: DRAMA, I 2009. 121 Min. Von Silvio Soldini. Mit Alba Rohrwacher.

"Was du nicht siehst" - Mord? Unfall? Oder einfach gar nichts?

Gut, die Hauptfigur Anton sieht offenbar etwas, was wir nicht sehen (und verstehen). Und auch Regisseur Wolfgang Fischer, gebürtiger Österreicher, muss es so ergangen sein. Aber das, was man sieht oder nicht sieht, ist ja auch Thema des Films.

Fischer, der in Wien Malerei studiert hat, machte seine Filmausbildung in Deutschland: u. a. bei der Medienkünstlerin Nan Hoover, der er auch sein Langfilmdebüt widmete. Und ja, man kann es durchaus ambitioniert nennen. Fischer ist ein kühler Stilist, wenn auch kein besonders origineller. Aber die genauen, kunstfertig atmosphärischen Bilder (auch ein Talentbeweis des österreichischen Kameramanns Martin Gschlacht) sind noch das Beste am Film. Die Story des verrätselten Mysterythrillers ist dagegen mehr ein Albtraum. Wir folgen einem 17-Jährigen (und seinen Eltern) in den Urlaub. Im Ferienhaus lernt er zwei gespensterhafte Nachbar-Jugendliche kennen; die ihn - warum auch immer? - faszinieren.

Das ganze führt zu Mord? Unfall? Oder Fantasie? Und das wiederum führt zu gar nichts. Am Ende ist "Was du nicht siehst" ein prätentiöser Film, der sich mehr Wichtigkeit gibt, als er hat, weil er kunstvoller sein will, als er ist.

KURIER-Wertung: *** von *****

INFO: MYSTERY, D 2011. 92 Min. Von Wolfgang Fischer. Mit Ludwig Trepte.

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