Happy "Prince" Billy

Der amerikanische Songwriter Bonnie "Prince" Billy zeigt sich auf seinem aktuellen Album "Beware" einmal mehr erleuchtet. Es steht ihm gut.

Es hat sich etwas verändert im Königreich dieses einst so verdrossenen Prinzen, es ist kaum zu überhören. Die Platten des Bonnie "Prince" Billy, oder Will Oldham, so sein bürgerlicher Name, drehten sich lange in eher desperater Manier und beschrieben die Welt als eine höchstens spärlich ausgeleuchtete. Nicht so sein vor einem Jahr veröffentlichtes Album "Lie Down In The Light", mit dem er vom Bonny endgülitg zum Happy "Prince" Billy wurde, und ebenso wenig das aktuelle "Beware". Der hyperproduktive – kein Jahr vergeht ohne mindestens zwei Oldham-Veröffentlichungen – Country-Feingeist und Songwriter aus tiefsten amerikanischen Landen hat in großem Stil das Prinzip Hoffnung für sich entdeckt. Und zwar eine ehrliche, echte, und nicht eine aus bloßer Verzweiflung geborene Hoffnung, wie sie, wenn überhaupt, auf frühen Alben wie dem wegweisenden "I See A Darkness" wahrzunehmen war. Endlich, möchte man sagen.

Angenehm Ironierfrei

Bei Oldham, mit seinem imposanten Bart eine durchaus beeindruckende Comicfigur, scheint nun also tatsächlich die Sonne. Und sie scheint in Dur, was ihm wiederum gut zu tun scheint. "Beware" ist vielleicht Oldhams beste Platte überhaupt, freilich nicht wissend, was da in Zukunft noch kommen wird. Jedenfalls ist es, zusammen mit "Lie Down In The Light", so etwas wie das gute – oder wenn man so will böse – Zwillings-Geschwisterchen des schon ganz richtig betitelten "I See A Darkness".

Dieser Kompromissloseste seiner Zunft hat sein Handwerk, sein Songwriting perfektioniert und erlebt zur Zeit, so scheint es, seinen kreativen und künstlerischen Höhepunkt. "Beware" führt, weniger sparsam, weniger ausgezogen im Sound als Vorgänger, den darauf eingeschlagenen Weg fort, ist fein und höhepunktsreich arrangiert. Oldham verkünstlicht, verdreht und kombiniert die verschiedenen musikalischen Traditionen seiner ländlichen Heimat, sieht dabei gerne über den für ihn ohnehin nicht vorhandenen Tellerrand hinaus. Musik zu machen, das fühle sich für ihn an, wie er dem Musikmagazin Spex verriet, als orientiere er sich in den Bergen Kentuckys mit dem U-Bahnplan von Brooklyn. Ein mehr als passender Vergleich.

Sein gediegener Art-Country schöpft tief aus den Sümpfen der amerikanischen Musik-Geschichte, seine Texte erzählen dazu von einem irgendwie kauzigen Männchen. Aber auch von einem, der immer öfter dahin geht, wo die Anderen, die eigentlich nicht sonderlich Geheuren, sind. Und sich dort wohlfühlt, für eine gewisse Zeit zumindest. Lange nicht mehr war ironiefreie Zustandsbeschreibung so gut anzuhören und uneingeschränkt auszuhalten. Einzig der – vermutlich ebenfalls ironiefreie – stellenweise Einsatz von Flöten aller Art bleibt zu hinterfragen.

Zur Person: Bonnie "Prince" Billy

Der Songwriter und Teilzeit-Schauspieler kam als Will Oldham vor 38 Jahren in Louisville, Kentucky zur Welt. Seit Beginn der 1990er Jahre veröffentlichte der umtriebige Country-Poet zahllose Alben unter verschiedenen Namen wie Palace Music oder Palace Brothers sowie unter seinem eigenen Namen. Als Bonnie "Prince" Billy trat er das erste Mal mit der Platte "I See A Darkness" im Jahr 1999 in Erscheinung, dessen Titel-Song Johnny Cash später auf seinem Album "Solitary Man" coverte. Oldham kollaboriert regelmäßig mit anderen Musikern wie etwa David Pajo, den Postrockern Tortoise oder Matt Sweeney, Sänger der legendären Chavez und Gitarrist in Billy Corgans kurzlebiger Spielwiese Zwan.

War seine oft minimal arrangierte und instrumentierte Musik lange von einer wenig hoffnungsvollen, weltverdrossenen Stimmung geprägt, so scheint sich in den letzten paar Jahren zunehmend eine Art tiefe Zuversicht, ein protoamerikanischer Glaube an Gott und die Liebe in sein Schaffen einzuschleichen. Gerade auf seinen letzten beiden Alben präsentiert sich der hübsche Prinz mehr denn ja als – sehr wohl vorsichtiger, aber ehrlicher – Optimist.

Kommentare