Handgemachte Clubmusik von Elektro Guzzi

Elektro Guzzi.
Elektro Guzzi stellen Techno mit Instrumenten nach. Auf "Clones" gelingt ihnen das besonders gut.

In einer Welt, in der täglich neue Trends, neue Superstars präsentiert werden, ein Update das andere jagt, ist es durchaus förderlich, wenn man sich von der Konkurrenz abhebt – im positiven Sinne, versteht sich. Elektro Guzzi ist so eine Band, die ein Alleinstellungsmerkmal hat und aus dem Einheitsbrei hervorragt. Das in Wien ansässige Trio kreiert nämlich mittels Gitarre, Bass und Schlagzeug Techno. "Die Gitarren sind unsere Synthesizer", sagt der Schlagzeuger Bernhard Breuer im KURIER-Interview.

Im Unterschied zu einem DJ bietet das Trio, das von Jakob Schneidewind und Bernhard Hammer komplettiert wird, bei ihren Liveperformances einen zusätzlichen Rock-Faktor. Sie stehen also nicht hüftsteif hinter Laptops oder elektronischen Klangerzeugern auf der Bühne, sondern bearbeiten beharrlich die Gitarren. Ganz ohne technische Hilfsmittel kommen auch Elektro Guzzi nicht aus. "Wir benutzen live kleine Synthesizer für Flächen. Das Konzept ist nicht steif, sondern dehnbar. Für uns ist nur eines wichtig: "Das Ergebnis muss sich am Ende gut anfühlen", sagt Bernhard Breuer.

Groove

Was sich für Elektro Guzzi gut anfühlt, hört sich auch gut an. Ihr soeben veröffentlichtes, viertes Studioalbum "Clones" (Macro Recordings) ist ihnen besonders gelungen. Einmal mehr nähern sie sich behutsam dem Genre Techno – mit ungewöhnlichen Mitteln und aus ungewöhnlichen Perspektiven. Mit den neuen und erneut rein instrumental gehaltenen Tracks geht das Trio konsequent jenen Weg weiter, den es seit 2004 eingeschlagen hat. Ihre Musik lebt von dezenten Veränderungen und Akzentuierungen, vom Groove, auf den man sich aber erst einlassen muss. "Man soll sich in den Stücken verlieren", sagt Breuer. Dafür braucht es Zeit. Zeit, die man sich bewusst nehmen muss. Während bei herkömmlichen Songs bereits nach einer Minute alles erzählt ist, geht es beim Großteil der insgesamt zehn Stücke erst los. "Clones" beginnt aber keineswegs verhalten. Der Eröffnungs-track "Room" ist atmosphärisch dicht, aufgeladen mit einer enormen Intensität. Darüber werden Melodien und Feedback-Schleifen gelegt – die Grenzen zwischen Postrock und Techno verschwimmen. "Voix" besticht mit sambaesken Rhythmen.

"Rein rhythmisch gesehen orientieren wir uns bei kubanischer und afrikanischer Musik. Da greifen die Rhythmen so gut ineinander, dass es einem nicht auffällt, wenn ein Teil aus dem Takt läuft. Bei uns ist das ähnlich. Es geht nicht um technoide Perfektion, sondern um ein stimmiges Gesamtkonstrukt, das gerne mal neben der Spur liegen kann", sagt Breuer.

Maximum

"Clones" verströmt eine frisch gewonnene Leichtigkeit und überzeugt mit einer Melodieführung, die sogar hin und wieder poppige Züge annimmt. Das tut dem minimalen Sound gut. Ansonsten bestechen Elektro Guzzi mit einer Reduktion auf das Maximum, wie es in der Werbung so schön heißt.

Elektro Guzzi live: 1. 10. in Graz; 15. 10. in Linz, 21. 10. in Wien

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