Dudamel wird bisher jüngster Neujahrs-Dirigent

Gustavo Dudamel
Der Stardirigent aus Venezuela wird im kommenden Jahr zum ersten Mal beim Wiener Musik-Event am Pult stehen.

Nach dem Neujahrskonzert ist vor dem Neujahrskonzert - und so steht der Dirigent für das musikalische Groß-Event 2017 bereits fest: Gustavo Dudamel (34) wird am 1. Jänner des kommenden Jahres am Pult der Wiener Philharmoniker im Goldenen Saal des Musikvereins stehen. Das teilte das Orchester am Freitag der APA mit. Der Auftritt wird der erste Einsatz des Venezolaners beim Neujahrskonzert sein.

Jüngster Dirigent

Er wird mit dann 35 Jahren auch der jüngste Dirigent sein, der je das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker dirigiert hat. Dudamel, der schon seit geraumer Zeit als junger Wilder der Klassikszene gefeiert wird, hatte die Wiener Philharmoniker erstmals 2007 dirigiert und seither wiederholt mit dem Orchester zusammengearbeitet, nicht zuletzt beim Sommernachtskonzert 2012. "Die Wiener Philharmoniker freuen sich auf ein sprühendes, energetisch geladenes Neujahrskonzert", hieß es.

Hauptberuflich ist Gustavo Dudamel Chefdirigent der Los Angeles Philharmonic. Seinen dortigen Vertrag hatte er heuer bis zur Konzertsaison 2021/22 verlängert.

Von der Geige ans Pult

Dudamel ist ein Spross des legendären Jugend-Musikbildungsprogramms "Sistema" seiner Heimat Venezuela. Allerdings kommt Dudamel als Sohn eines Posaunisten und einer Gesangslehrerin auch aus einem musikalischen Haushalt. Dennoch begann er im Rahmen von Sistema mit zehn Jahren das Geigenstudium, bevor er alsbald zum Dirigat wechselte. Bereits mit 18 Jahren wurde er 1999 der Chefdirigent der Sinfonica de la Juventud Venezolana Simon Bolivar - der Beginn eines kometenhaften Aufstiegs.

Es folgten Gastdirigate bei bedeutenden Orchestern und erste CD-Aufnahmen, bevor er mit der Saison 2007/08 den Chefposten der Göteborger Symphoniker übernahm, den er bis 2012 innehatte. 2009 nahm er parallel seinen jetzigen Posten in Los Angeles auf, mit dem er sich für höchste Weihen qualifizierte. So wurde Dudamel etwa immer wieder auch als möglicher Nachfolgekandidat für das Chefdirigat der Berliner Philharmoniker nach Simon Rattle gehandelt. Diese gaben aber letztlich Kirill Petrenko den Vorzug.

Das erste Konzert an einem Neujahrstag folgte dann am 1. Jänner 1941, erneut unter Krauss' Leitung, der bis 1945 zu Neujahr wienerisch aufspielte.

1946 und 1947 leitete schließlich Josef Krips die Neujahrskonzerte, wobei 1946 die Veranstaltung - bis dahin unter "Johann-Strauß-Konzert" oder "Philharmonische Akademie" firmierend - erstmals offiziell Neujahrskonzert hieß. Clemens Krauss übernahm dann nach der Aufhebung des Verbots öffentlicher Auftritte ab 1948 bis zu seinem Tod 1954 wieder die Neujahrskonzerte.

Nach der Ära Krauss und einigen Kalamitäten in der Nachfolgeregelung wählte man schließlich die Variante, Willi Boskovsky, den ersten Konzertmeister, als Stehgeiger einzusetzen und auf einen Dirigent zu verzichten. So begann 1955 eine 25-jährige Erfolgsgeschichte. Als Boskovsky nach 1979 krankheitshalber auf die Leitung verzichten musste, griff man wieder zur Variante mit einem Dirigenten. Lorin Maazel übernahm als designierter Direktor der Staatsoper die Leitung des Neujahrskonzerts 1980, die er durchgehend bis 1986 innehatte und dann wieder 1994, 1996, 1999 und 2005. Nach der Auftakt-Ära Maazel wechselten die Maestros zwar häufiger, Zubin Mehta (1990, 1995, 1998, 2007 und 2015) sowie Riccardo Muti (1993, 1997, 2000 und 2004) können jedoch ebenfalls schon eine stolze Zahl an Neujahrsauftritten vorweisen.

Alle Dirigenten der Neujahrskonzerte:

Clemens Krauss

1939

Clemens Krauss

1941-1945

Josef Krips

1946-1947

Clemens Krauss

1948-1954

Willi Boskovsky

1955-1979

Lorin Maazel

1980-1986

Herbert von Karajan

1987

Claudio Abbado

1988

Carlos Kleiber

1989

Zubin Mehta

1990

Claudio Abbado

1991

Carlos Kleiber

1992

Riccardo Muti

1993

Lorin Maazel

1994

Zubin Mehta

1995

Lorin Maazel

1996

Riccardo Muti

1997

Zubin Mehta

1998

Lorin Maazel

1999

Riccardo Muti

2000

Nikolaus Harnoncourt

2001

Seiji Ozawa

2002

Nikolaus Harnoncourt

2003

Riccardo Muti

2004

Lorin Maazel

2005

Mariss Jansons

2006

Zubin Mehta

2007

Georges Pretre

2008

Daniel Barenboim

2009

Georges Pretre

2010

Franz Welser-Möst

2011

Mariss Jansons

2012

Franz Welser-Möst

2013

Daniel Barenboim

2014

Zubin Mehta

2015

Mariss Jansons

2016

Gustavo Dudamel

2017 (designiert)

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