Festival-Gründer Claude Nobs ist tot

Montreux Jazz Festival founder Claude Nobs looks on during the opening news conference of the 45th Montreux Jazz Festival in Montreux July 1, 2011. Over 350 artists and groups will perform on the two main stages and at the ten free venues during the sixteen-day long festival. REUTERS/Valentin Flauraud (SWITZERLAND - Tags: ENTERTAINMENT)
Nach einem Sturz lag der 76-Jährige Gründer des Montreux Jazz Festivals mehrere Tage im Koma.

Der Mitbegründer des legendären Montreux Jazz Festivals, Claude Nobs, ist tot. Der Schweizer starb im Alter von 76 Jahren, wie das Festival am Donnerstagabend mitteilte. Nach einem Sturz während einer Langlauf-Tour über die Feiertage musste Nobs im Universitätskrankenhaus in Lausanne operiert werden. Dabei fiel er ins Koma und erwachte nicht mehr, wie die Schweizer Depeschenagentur SDA berichtete. Die Jazz-Welt trauerte am Freitag, der US-Musiker Quincy Jones hielt stellvertretend fest: "Es wird schwer sich vorzustellen, dass Claude nicht mehr da ist."

"Wie es Deine Art war, bist Du überraschend von uns gegangen, um uns daran zu erinnern, dass im Leben wie in der Musik, jede Jamsession die letzte sein könnte", schrieben die Mitarbeiter des Festivals. Nobs sei im Beisein seiner Familie und seiner Freunde "friedlich eingeschlafen", hieß es, seine Beisetzung werde im engsten Kreise stattfinden. Der charismatische Festivalleiter habe sich gewünscht, seiner Dankbarkeit für die Stadt Montreux in einer "musikalischen Darbietung" Ausdruck zu verleihen. Das Datum dafür soll in den nächsten Tagen bekannt gegeben werden. Auch Veranstaltungen in New York und London seien geplant.

Erste Gehversuche mit dem Festival machte Nobs, damals noch Mitarbeiter des örtlichen Verkehrsvereins, 1964: Damals brachte er die Rolling Stones für ihr erstes Konzert außerhalb Großbritanniens in die Schweiz. 1967 gründete er dann zusammen mit dem Pianisten Geo Voumard und dem Journalisten Rene Langel das Jazz-Festival offiziell. Unterstützung kam vom Plattenlabel Atlantic Records. "An den drei Tagen der ersten Ausgabe des Festivals kamen wir gerade mal auf 1.200 Eintritte. Heute sind es 1.200 Mitarbeiter, die während 16 Tagen für das Festival arbeiten", sagte Nobs einmal der SDA.

Beginn des Festivals

Den Beginn des Aufstiegs des Festivals markierte ein Brand im Casino Montreux, bei dessen Evakuierung Nobs half. Die Rockband Deep Purple erwähnte ihn daraufhin in "Smoke on the Water" als "Funky Claude". In den folgenden Jahren wurde die Veranstaltung immer größer und gewann rasch an internationalem Renommee. Es folgten Auftritte von Miles Davis, James Brown, Ray Charles, Prince und David Bowie. 2010 musste Nobs die operative Leitung des Festivals nach Jahrzehnten an der Spitze wegen gesundheitlicher Probleme abgegeben. Die strategische Leitung blieb aber weiterhin in seiner Verantwortung.

Nobs wurde am 4. Februar 1936 als Sohn eines Bäckers und einer Krankenschwester in Territet geboren. Nach einer Lehre als Koch wechselte er als Buchhalter in ein Tourismusbüro. Schon früh entdeckte er seine Leidenschaft für traditionellen Jazz und den Rhythm'n'Blues. Bei einer Auslandsreise nach Amerika legte er die ersten Grundsteine für das Montreux Jazz Festival und knüpfte früh Kontakte in der Branche. Er war auch als Schweizer Direktor des Plattenlabels WEA tätig.

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