"Unösterreichisch und trotzdem Wiener"

Manuel Rubey spielt Gruber, einen erfolgreichen Mittdreißiger, der sich mit Krebs konfrontieren muss
"Gruber geht", der Erfolgsroman von Doris Knecht, wird mit Manuel Rubey in der Titelrolle verfilmt.

Haben wir Schweiß in der Nähe?"

Eine junge Frau eilt mit Spraydose herbei und sprüht sorgsam etwas "Schweiß" – auf die Stirn von Manuel Rubey. Dieser liegt gerade auf einer Flachbank im Fitness-Center und ist mit Bankdrücken beschäftigt.

Das heißt, wenn die Kamera läuft. Sobald Regisseurin Marie Kreutzer das Kommando "Film läuft" gibt, beginnt Rubey angestrengt zu stemmen. Zwei Mal, drei Mal kann er die Langhantel in die Höhe bringen. Dann geht ihm die Kraft aus. Das Gewicht lässt sich nicht mehr bewegen. Niedergeschlagen verlässt er den Trainingsraum.

Und Cut.

Fünf Mal lässt Marie Kreutzer diese Szene drehen. Am Ende wirken die Komparsen, die im Hintergrund ihre Oberarme strapazieren, schon ein wenig erschlafft. Aber dann ist alles im Kasten.

Es handelt sich um eine Schlüsselszene in der Verfilmung des Erfolgsromans "Gruber geht" von KURIER-Kolumnistin Doris Knecht, der gerade in Wien, in der Steiermark und in Berlin gedreht wird (Filmstart: Frühjahr 2015). Beim misslungenen Bankdrücken realisiert Manuel Rubey in seiner Titelrolle als Gruber erstmals, dass er tatsächlich an Krebs leidet. Denn Gruber, Mitte dreißig und in Job und Liebe erfolgreich umtriebig, bekommt eine Diagnose, die sein Leben infrage stellt. Außerdem verliebt er sich in eine Berliner DJane (Bernadette Heerwagen) und sucht Rat bei seiner Schwester (Doris Schretzmayer).

"Heute starte ich eine radikale Diät, bei der man angeblich einen Kilo pro Tag verliert", erzählt Rubey leutselig in der Drehpause. Bald sind jene Szenen angesagt, in denen Gruber Chemotherapie macht und schlecht auszusehen beginnt. Aber als Hypochonder, sagt Rubey, könne er sich die Krankheit ohnehin sehr genau vorstellen.

Hypochonder

"Unösterreichisch und trotzdem Wiener"
Was ihm an der Figur des Gruber gefalle? "Er tritt nicht nach oben und buckelt nicht nach unten, sondern er tritt in alle Richtungen. Das ist sehr unösterreichisch. Und trotzdem ist er ein Wiener."

Wie auch der 35-jährige Schauspieler, den Marie Kreutzer ursprünglich gar nicht für die Titelrolle geplant hatte. Die junge Regisseurin, die mit ihrem Spielfilmdebüt "Die Vaterlosen" reüssierte, sah schon beim Lesen von Knechts Roman einen Filmstreifen vor ihrem inneren Auge ablaufen: "Ich habe mir sofort gedacht: Das wird sicher verfilmt, und das macht sicher David Schalko."

Stattdessen bekam sie den Anruf von der Filmfirma – und sagte sofort zu. Die Idee von Rubey in der Hauptrolle fand sie anfänglich nicht so toll, aus Sorge, "dass er eine zu offensichtliche Besetzung ist." Doch das Casting überzeugte sie: "Und jetzt habe ich den Anspruch, dass man ihn so sieht, wie man ihn sonst nie gesehen hat."

Die Autorin Doris Knecht ist ebenfalls auf Setbesuch und herrlich entspannt. Nein, sie hätte nicht am Drehbuch mitgeschrieben, und ja, sie überlasse das Filmemachen vorbehaltlos denen, die es können. Marie Kreutzer habe ihr vollstes Vertrauen. Außerdem, sagt Doris Knecht und grinst, könne sie so nur gewinnen: "Wenn der Film misslingt, kann ich sagen, ich hab’ nix damit zu tun gehabt. Und wenn er super wird, dann war es mein Buch."

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