Arm, dreckig, aber vielleicht lustiger

Seberg als Ermittler Rockenschaub, Gerald Votova macht die Live-Musik.
"SOKO Donau"-Star Gregor Seberg als schräge Ein-Mann-Krimishow im Wiener Rabenhof.

Der Roman "Das Schwert des Ostens" von Manfred Rebhandl wurde 2012 mit dem Leo-Perutz-Preis als beste Krimi-Neuerscheinung ausgezeichnet. Detektiv Rock Rockenschaub, hauptberuflich in einem Gürtel-Puff tätig, muss zwischen fanatischen Vegetariern, korrupten Polizisten und der anatolischen Pornomafia rund um den Brunnenmarkt in Ottakring ermitteln.

Das Rabenhof-Theater wagt nun den ein bisschen aberwitzig anmutenden Versuch, diesen Krimi als Ein-Mann-Show mit Gregor Seberg als Rockenschaub auf die Bühne zu bringen. Alle anderen Figuren treten als Karikaturen auf, gezeichnet von Bernd Püribauer, Gerald Votava steuert die Musik bei.

Autor Rebhandl und Darsteller Seberg lassen beim Interview den Schmäh geschmeidig rennen – und sind sich in vielen Fragen einig. Etwa der Ablehnung von Regulierungs-, Gesundheits-, Optimierungs- und Gentrifizierungswahn (all das wird im Stück auch angesprochen).

Seberg: "Wenn ich das Biotop Ottakring hernehme, dann funktioniert das eh gut, das muss man nicht optimieren. Vielleicht sollte man darauf achten, dass die Bobos in Wien nicht überall hinziehen dürfen." Rebhandl ergänzt: "So ist die Welt. Jeder Ort muss gesäubert werden von allem, was nicht gesehen werden soll." Als Beispiel nennt er die Versuche, Bänke im öffentlichen Raum so zu gestalten, dass Obdachlose nicht darauf schlafen können. Rebhandl: "Eine reiche Minderheit verachtet alles, was nicht so ist wie sie – also arm, dreckig, aber vielleicht lustiger."

An der Inszenierung im Rabenhof interessiert beide die Form. Seberg: "Ich habe so was noch nie gemacht – ein Einpersonenstück mit einem Livemusiker und einem Livegrafiker. Und einem Liveschauspieler!" Rebhandl hat eher an eine Verfilmung gedacht, ist aber desillusioniert, was die Risikobereitschaft der Filmszene betrifft.

Seberg: "Der Rabenhof kann sich leider keinen Film leisten ..."

Rebhandl: "... der Rabenhof kann sich nicht einmal einen zweiten Schauspieler leisten!"

Milieustudie

Rebhandls Buch ist nicht nur ein Krimi, sondern eine Milieustudie aus dem multikulturellen Ottakring. Seberg: "Es geht um die Stadt, um die Sprache, um die Leute. Deshalb ist es theatertauglich." Rebhandl wehrt sich gegen den Vorwurf, sein Buch sei überzeichnet: "Die Orte und Figuren, die gibt es wirklich, wenn man die Augen aufmacht, sieht man ständig solche Leute." Klamauk in Krimis möge er gar nicht: "In Österreich wird sofort alles ein Kabarettfilm, furchtbar."

Hat er sich den Ermittler Rock Rockenschaub so vorgestellt wie Seberg? Rebhandl in trockener Aufrichtigkeit: "Nein. Der Rockenschaub ist eine coole Sau." Ist Seberg also keine solche? "Doch. Aber er ist verdorben durch die Serie ,SOKO Donau‘."

Seberg verteidigt die Serie: "Auch wir wollen cool sein, im Rahmen unserer Möglichkeiten." Rebhandl: "Und ich bin sicher, der Rock wird seine Figur."

Beide freuen sich sichtlich auf die heutige Premiere. Seberg: "Vielleicht wird das ein total lässiger Weg, die Maschekseite des Lebens einem Theaterpublikum nahezubringen. Ich habe, wenn ich an das Ganze denke, immer ein Wort im Kopf: Oida."

Kommentare