Gregor Bloéb: "An die Schmerzgrenze gehen"

Vieles war er: Bauer, Bergarbeiter, Ehemann, Vater einer unehelichen Tochter, ein gläubiger Mensch – und Wehrdienstverweigerer. Am 9. August 1943 wurde der in St. Radegund in Oberösterreich geborene Franz Jägerstätter in Berlin von den Nazis ermordet. Tod durch das Fallbeil. Nach heftigen Diskussionen sprach ihn die Kirche 2007 selig.
Im neuen Stück „Jägerstätter“ begibt sich der österreichische Autor Felix Mitterer auf eine Jägerstätter-Spurensuche. Stephanie Mohr inszeniert das Drama; Gregor Bloéb verkörpert den Jägerstätter. Uraufführung ist kommenden Donnerstag (20. Juni) im Theater in der Josefstadt. Ab 3. Juli übersiedelt die Produktion zum Theatersommer Haag, ehe sie im Herbst wieder nach Wien zurückkehren wird.
Sturer Hund
„Ich wollte zum Abschluss meiner fünfjährigen Intendanz in Haag ein Stück von Relevanz. Eines, das unter die Haut geht und mehr Fragen stellt, als sie zu beantworten“, sagt Gregor Bloéb. Dass die Josefstadt mit dabei ist, freut Bloéb. Warum aber gerade Jägerstätter? „Der hat mich einfach nicht mehr losgelassen. Ich habe vor vielen Jahren den Film von Axel Corti gesehen, und irgendwie hat mich dieser Mensch interessiert. Vielleicht auch, weil er so ein sturer Hund war.“
Mit „sturer Hund“ spricht der Schauspieler auch die Gründe für die Kontroversen rund um die Seligsprechung Jägerstätters an. Denn dieser wurde auch von Teilen der katholischen Kirche nicht als „aktiver Widerstandskämpfer“ klassifiziert. Auch dass Jägerstätter mit seiner konsequenten Haltung zum Thema „Wehrdienstverweigerung“ seine Familie, also Gattin Franziska und seine Kinder, „quasi im Stich“ ließ, war Grund für heftige Kritik.
Szenenfotos des Stückes
Viele Widersprüche
Bloéb: „Auch darum geht es in dem Stück. Um die Widersprüche. Man darf nicht vergessen. Der junge Jägerstätter war alles andere als lammfromm. Der hatte das erste Motorrad im Ort, war in Wirtshausschlägereien verwickelt, hat getrunken, war Vater einer unehelichen Tochter – Heilige und Selige sehen anders aus. Aber dann hat er die Bibel gelesen, immer und immer wieder, bis zur letzten, letalen Konsequenz. Das ist schon imponierend. Natürlich, er hätte sich vielleicht retten können. Immerhin hat man ihm einen Sanitätsdienst angeboten. Aber wir werten nicht. Wir versuchen, uns diesem Mann behutsam mit den Mitteln des Theaters anzunähern.“

Heftiges Geschenk

Und welche Rollen will Bloéb nach dem „Jägerstätter“ finden? „Ein paar Drehbücher liegen auf meinem Schreibtisch. Was ich aber auf jeden Fall machen werde: Ich habe seit der ,Africa Race‘, die auf Servus TV zu sehen war, Blut geleckt. Nach Haag geht es mit meinen Brüdern nach Marokko zum Rallye-Fahren. Ohne Fernsehen, nicht auf Stress. Nur die Wüste und wir – das ist ein unfassbar gutes Gefühl.“
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