Graz: Ritter-Statuen gegen Feindbilder

Graz: Ritter-Statuen gegen Feindbilder
Die Skulpturen am Dach des Zeughauses, in der Griesgasse und am Schloßberg sollen den Ritter- und Bollwerk-Mythos hinterfragen.

Drei Ritter, die aber eher des Krieges müde sind, erobern als Skulpturen dieser Tage das Grazer Stadtbild und bleiben zwei Jahre. Sie sollen zum Nachdenken anzuregen: Auf Einladung des "Institut für Kunst im öffentlichen Raum" am Universalmuseum Joanneum (UMJ) setzte sich der in Berlin lebende Künstler Nasan Tur mit den Mechanismen, die zur Bildung von Mythen und zur Konstruktion von Feindbildern wie etwa aus den Türkenkriegen beitragen, auseinander. "Tur wirft die Frage auf, wie unser kollektives Gedächtnis konstruiert wird", so Projektkoordinatorin Edith Risse. Das Projekt wird am Donnerstag der Öffentlichkeit vorgestellt.

Der immer wieder gepflegte und tradierte Mythos von der Steiermark und Graz als Bollwerk gegen den Südosten - vor allem gegen das Osmanische Reich - fand sich noch in den 1970er Jahren in Volksschulbüchern und wurde in den vergangenen Jahren sogar von einem Bürgermeister bemüht. Dass es auch differenziertere Ansichten geben kann, zeigt der deutsch-türkische Künstler Nasan Tur gemeinsam mit ganz jungen Bewohnern der steirischen Landeshauptstadt - sechs- bis achtjährigen Volksschülern. Mit diesen hat Tur im vergangenen Schuljahr mehrere voneinander unabhängige Geschichten vom "Unbekannten Ritter" erfunden und künstlerische Interventionen geschaffen.

Der Ritter liegt auf dem Dach und träumt vom Mond

Graz: Ritter-Statuen gegen Feindbilder

Diese wurden in den vergangen Tagen - als traditionelle Bronzedenkmäler gestaltet - im Stadtbild aufgestellt: Der "Unbekannte Ritter" - dessen Körpermaße jenen des Künstlers entsprechen - zeigt sich dabei als unzulänglich gerüstete, verletzliche und antiheroische Figur - ausgerüstet mit Helm, Schwert, Brustpanzer und Schild aus dem Museumsshop des Landeszeughaus. Die Skulpturen finden sich in der Griesgasse beim Hotel Wiesler sowie am Schloßberg in einer kleinen Grünanlage beim Türkenbrunnen. Am schwierigsten mit freiem Auge zu entdecken ist die Skulptur am Dach des Zeughauses - hier träumt der Ritter friedlich vom Mond.
Vorgestellt wird das Projekt des Instituts gemeinsam mit dem Landeszeughaus des UMJ und dem Verein Clio am 1. September um 17 Uhr im Zeughaus.

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