Grasl plant Wiedereinführung des ORF-Generalsekretärs

Grasl plant Wiedereinführung des ORF-Generalsekretärs
Soll sich unter anderem um Public Affairs kümmern. Grasl: "Es kommt sicher niemand aus der Politik"

ORF-Finanzdirektor Richard Grasl plant im Falle seiner Bestellung zum ORF-Generaldirektor die Wiedereinführung des ORF-Generalsekretärs. Grasl bestätigte am Freitag entsprechende APA-Infos und betonte zugleich, dass es sich dabei nicht wie früher um eine politisch besetzte Funktion handeln werde.

Laut Grasls Konzept soll der Generalsekretär beziehungsweise die Generalsekretärin in der Generaldirektion angesiedelt sein und sich um die Aufgaben Public Affairs, Personal und Human Resources, Organisation und Sicherheit sowie das Büro der ORF-Gremien kümmern. Es handelt sich demnach um keine politische, sondern um eine operative Funktion zur Unterstützung des Generaldirektors.

"Die Funktion des Generalsekretärs war früher verschrien, weil sie teilweise politisch besetzt war", so Grasl. Gegeben habe es die Tätigkeit aber de facto immer. "Was war Pius Strobl anderes als ein Generalsekretär", verwies der Finanzdirektor auf den früheren ORF-Kommunikationschef und Wrabetz-Vertrauten.

Offiziell ist der Posten des ORF-Generalsekretärs seit 1998 ausgestorben. Die Funktion ist laut Grasl aber vor allem im Hinblick auf ORF-Querschnittsmaterien und den Bereich Public Affairs sinnvoll. "Es geht um Themen wie den EU-Rechtsrahmen, Kontakte zur Medienbehörde oder um die nationale Gesetzgebung. Da braucht es jemanden, der den ORF vertritt." Er sei für Transparenz und Offenheit und habe den Posten deshalb in seinem Konzept angeführt. "Ich plane das und verschwurble es nicht." Eine politische Besetzung schloss Grasl aus. "Es kommt sicher niemand aus der Politik, wie das bei Gerhard Zeiler oder Andreas Rudas der Fall war", erklärte der Kaufmännische Direktor.

ORF-Generalsekretäre gab es im ORF von 1967 bis 1998. Abwechselnd wurden dabei Politiker von der ÖVP wie Heribert Steinbauer und Kurt Bergmann oder von der SPÖ wie Gerhard Zeiler und Andreas Rudas in den ORF entsandt. Generalsekretäre fungierten wahlweise als Innen- und/oder Außenminister des ORF. Sie kümmerten sich um Strategieplanung, interne Kommunikation, hielten Kontakt zu Medien und noch mehr zur Politik. In Anlehnung an die Fußballer-Sprache wurden die ORF-Generalsekretäre auch als "Links-" oder "Rechts-Verbinder" tituliert.

ORF-Generalintendant Gerhard Weis schaffte das Amt schließlich 1998 ab. Die Generaldirektoren Monika Lindner und Alexander Wrabetz führten den Generalsekretärsposten danach nicht wieder ein. Wrabetz hatte von 2006 bis 2010 mit dem ehemaligen Grünen Politiker Pius Strobl aber einen Kommunikationschef als Mitstreiter an seiner Seite, der der Funktionsbeschreibung sehr nahe kam.

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