Wenn der Intendant selbst in die Tasten greift

  
Intendant und Starpianist Rudolf Buchbinder griff erstmals persönlich in das musikalische Geschehen ein.

Mildes Kaiserwetter am Wolkenturm und ein letztlich zufrieden jubelndes Publikum – der Auftakt zum Musikfestival Grafenegg hätte stimmungsvoller kaum sein können. Auch und weil zum Finale des ersten Wochenendes erstmals Intendant und Starpianist Rudolf Buchbinder in das musikalische Geschehen eingriff und als Solist bei Edward Griegs Konzert für „Klavier und Orchester in a-moll“ keine Wünsche offen ließ.

Virtuoser Diener

Denn Buchbinder ist ein extrem feinsinniger, sensibler Gestalter, der selbstverständlich bravourös spielt, diese technische Bravour jedoch nie als Selbstzweck einsetzt. Und so konnte man bei Griegs 1868 uraufgeführtem Werk zahlreiche herrliche Nuancen hören, denn Buchbinder setzte auf Transparenz, Lyrik, Intimität und (wo gefordert) zupackende Dramatik. Ein Virtuose, der sich stets in den Dienst der Sache stellt, der auch mit einer (fabelhaften) Chopin-Zugabe seine künstlerische Meisterschaft bewies. Ein Ausnahme-Pianist eben, der im Royal Philharmonic Orchestra (RPO) und Dirigent Charles Dutoit adäquate Partner fand.

Die Gäste aus London und der jugendlich-agile Maestro – Dutoit ist Jahrgang 1936 ! – konnten ihre Stärken noch bei anderen Werken ausspielen. Vor allem bei Maurice Ravels zweiter „Daphnis et Chloé“-Suite. Exzellente Bläser – ein Sonderlob gebührt der bei Ravel sehr beanspruchten Flötistin – und tiefgestimmte, sonore Streicher machen das Klangbild des RPO aus. Ravel gelang Dutoit und den Musikern zwingend, stringent und packend.

Etwas formaler und weniger leidenschaftlich wirkte zuvor die Konzertsuite „Der wunderbare Mandarin“ von Béla Bartók – dieses einstige Skandalstück ließe sich noch intensiver, ja aufwühlender interpretieren. Gut die „Karelia-Suite“ von Jean Sibelius, bei der Dutoit viele Klangfarben auskostete. Die Londoner – sie sind in Grafenegg angekommen.

KURIER-Wertung: **** von *****

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