Gottfried Bechtold in Linz: Der Bildhauer der Möglichkeitsform
2013 verliehen die Organisatoren der Kunstmesse „Art Austria“ Gottfried Bechtold einen Preis in der Kategorie „Vergessen, vertrieben, verkannt“: Gut gemeint, aber ein bisschen patschert.
Gottfried Bechtold (*1947) wurde nämlich weder vergessen noch vertrieben. „Verkannt“ blieb er nur insofern, als er sich nicht wie viele heutige Erfolgskünstler auf ein Markenzeichen festnageln ließ. Ein solches wäre der „Betonporsche“ gewesen, den er 1971 erstmals in Bregenz parkte. Der Künstler variierte das Auto-Motiv öfters – aber eben nicht nur.
Status-Update
1972 nahm Bechtold an der legendären documenta 5 etwa mit dem Projekt „100 Tage Anwesenheit“ teil: In regelmäßigen Abständen ließ der Künstler in den Ausstellungsräumen durchsagen, wo er sich gerade befand, und nahm damit gewissermaßen das Verhalten heutiger Social-Media-Nutzer vorweg, die auf ihrem Mobiltelefon-Apps ständig irgendwo „einchecken“ müssen.
Die Durchsagen schallen nun auch aus einem Lautsprecher vor dem Lentos Museum in Linz, wo Bechtold bis 26.2. eine breit angelegte Werkschau gewidmet ist. Kuratorin Margareta Sandhofer wählte neben konzeptuellen Arbeiten, Filmen und Videos auch skurrile bis kitschige Gemälde sowie eine 2009 bis 2011 entstandene Serie von Zeichnungen zerborstener Flugzeuge aus.
Material zeigt Potenzial
Im Kern, sagt Kuratorin Sandhofer, sehe sie Bechtold jedoch als Bildhauer. Das Verständnis von Skulptur, das aus den Exponaten spricht, ist allerdings nie statisch, stets changieren die Werke zwischen dem, was physisch sicht- und spürbar ist, und dem, was alles sein könnte.
Die Beschleunigungskraft eines Porsche 997 verkehrte Bechtold 2006 kurzerhand ins Gegenteil, indem er das Gefährt – nicht gerade zur Freude des Herstellers, der es zur Verfügung gestellt hatte – in eine Schrottpresse schickte. „Verdichtung“ heißt die Skulptur. Auch das für die Uni Konstanz entwickelte Projekt, bei dem Studierende große Spulen durch die Stadt rollen durften und damit sozusagen den Geist der Universität verbreiten sollten, lotete das Potenzial von Skulpturen aus.
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