Gogols "Der Revisor": Ein windiger Bonvivant

Gogols "Der Revisor": Ein windiger Bonvivant
Kritik: Gogols "Revisor" bei den Sommerspielen in Perchtoldsdorf.

Keiner der Kleinstadt-Honoratioren in diesem russischen Provinznest hat eine weiße Weste. Die Nachricht von der Ankunft eines Revisors schlägt da wie eine Bombe ein. Noch dazu soll er undercover kommen. Mit Gogols abgründiger Komödie „Der Revisor“ beschließt Barbara Bissmeier ihre Intendanz bei den Sommerspielen Perchtoldsdorf. Dass Andrei Iwanowski dafür eine eigene Neuübersetzung angefertigt hat, ist verdienstvoll – sie ist nuancenreich, pointensicher und absolut zeitnah.

Mit Raphael von Bargen hat die Produktion ein Atout. Sein Revisor Chlestakow ist ein leichtsinniger junger Mann mit Hang zum Spiel, ein windiger Bonvivant, kein kleinkrimineller Hochstapler – diese Rolle lernt er erst, als ihn die Provinzgranden förmlich hineindrängen. Erstaunt merkt er, wie leicht es ist, aus dem Charisma der Macht Profit zu schlagen. Sein Diener Ossip (Sven Dolinski) casht bald geschickt mit ab.

Zwischen Tobsuchtsausbrüchen und submissester Schleimerei siedelt Fritz Hammel den korrupten Stadthauptmann an, während seine Frau (Petra Strasser) und Tochter (Katharina Haudum) sich in stutenbissiger Rivalität um Chlestakows Zuwendung matchen.

In Christine Wipplingers Regie sind die Auftritte der zwielichtigen Amtsträger – allesamt prägnant gestaltete Typen – mit nahezu ballettmäßiger Exaktheit durchchoreographiert. I Stangl und Horst Heiss als Gutsbesitzer Dobtschinskij und Bobtschinskij verbreiten slapstickartiges Chaos. Erich Uiberlacker (Bühne) hat ein klassizistisches Monumentalportal entworfen, das im spannenden Dialog mit der Burg steht. Die wetterbedingte Übersiedlung in den Saal tat dem Stimmungsbogen des Abends nur geringen Abbruch.

KURIER-Wertung: **** von *****

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