Gergievs bravouröser Marathon, mit einem Werk zu viel

Valery Gergiev und sein Mariinsky Orchestra mit Klavierkonzerten von Prokofjew.

Das Projekt ist löblich. Die Ausführung originell. Valery Gergiev und sein Mariinsky Orchestra spielten an zwei Abenden im Wiener Konzerthaus alle Klavierkonzerte von Sergej Prokofjew. Für diese fünf Werke hat sich Gergiev vier Pianisten geholt. Den Rahmen bildeten symphonische Glanzstücke des russischen Komponisten, der im Konzertbetrieb eigentlich unterrepräsentiert ist.

Der Startschuss zu diesem Marathon fiel am Montag mit der "Symphonie classique". Es ist Prokofjews Erste Symphonie, ein Stück zum immer wieder neu Verlieben. Geschrieben im Stile Haydns. Sechs weitere Symphonien sollten folgen. Die Siebente Symphonie stand am Ende des überlangen Abends am Montag. Prokofjew verfasste sein Opus 131 im Jahr 1951. Bei der Uraufführung in Moskau ein Jahr später trat der Komponist (er starb 1953) das letzte Mal öffentlich auf. Das "reinste Werk unserer Epoche" (Zitat Schostakowitsch) ist klar strukturiert, transparent, optimistisch. Diese selten zu hörende Symphonie mit all ihren Vorzügen hatte es allerdings schwer. Keineswegs lag es an der Darbietung. Das Mariinsky Orchestra spielte unter Valery Gergievs gewohnt eigenwilligem Dirigierstil tadellos. Ein satter Streicherklang, dazu feine Bläsersoli. Auch die Pianisten absolvierten ihre teils grenzwertig fordernden Parts mit Bravour. Alexei Volodin im Ersten Klavierkonzert, Denis Kozhukhin im Zweiten Klavierkonzert.

Kopf und Ohren voll

Doch nach diesem und der wunderschönen Gluck/ Sgambati-Zugabe war die Luft draußen. Perkussive Brillanz hin, glühendes Temperament her. Irgendwann ist die Konzentration aufgebraucht, sind Kopf und Ohren voll. Der Abend bot – um dem Kosmos Prokofjew wirklich bis zum Schluss aufmerksam zu begegnen – schlicht ein Werk zu viel.

KURIER-Wertung:

Kommentare