Gerald Matt startet Gegenoffensive

Der Kunsthallen-Direktor weist die Vorwürfe gegen ihn zurück: "Zeitgenössische Kunst an sich ist eine Herausforderung - damit ist, glaube ich, alles gesagt."

Die Liste der Vorwürfe, mit denen sich der seit 1996 amtierende Direktor der Kunsthalle Wien, Gerald Matt, in den vergangenen Wochen konfrontiert sah, ist lang: Sie reicht von zu Unrecht bezahlten und nur unter eigenem Namen veröffentlichten Nebentätigkeiten, zu hohen Reisespesen, frisierten Besucherzahlen und dem Ansinnen, für potenzielle Sponsoren eine Staatsbürgerschaft zu erwirken. Gegen Matt wurden Anzeigen eingebracht, auf Antrag der Wiener Rathausparteien ermittelt das Kontrollamt. Nun hat der Kunsthallen-Direktor in mehreren Medien erstmals ausführlich Stellung zu den Anschuldigungen bezogen und weist diese von sich.

"Die Anzeige ist unberechtigt", unterstrich Matt im Ö1-Morgenjournal bezüglich der vom Grünen Kultursprecher Wolfgang Zinggl eingebrachten Anzeige bei der Staatsanwaltschaft. Matt selbst hat wiederum Zinggl wegen Verleumdung angezeigt. Der Frage, ob er die Regelungen in seinem Dienstvertrag bezüglich erlaubter Nebentätigkeiten für angemessen halte, weicht Matt allerdings aus: "Das ist eine Frage, die Sie an meinen Vorstand richten müssen."

"Die Vorwürfe sind eindeutig unhaltbar"

Gegenüber den Vorarlberger Nachrichten verweist Matt auf die beiden Untersuchungsergebnisse einer von der Kunsthalle selbst beauftragten Wirtschaftskanzlei, die alle Vorwürfe für nichtig erklärt: "Wir haben die Prüfungsergebnisse einer unabhängigen Kanzlei, die ich vorher gar nicht kannte, vorliegen. Die Vorwürfe sind eindeutig unhaltbar. Wir haben uns korrekt verhalten." Und auch im VN-Gespräch attackiert Matt seinen Kritiker von den Grünen: "Wenn Zinggl Nebentätigkeiten kritisiert, dann muss er vor der eigenen Haustüre kehren, er ist Vorsitzender des Mumok, des Museums moderner Kunst, und duldet dort die Nebentätigkeit von Direktoren."

Für mögliche Sponsoren Staatsbürgerschaften urgiert zu haben, sieht Matt im "Standard"-Interview anders gelagert als ähnliche Vorwürfe gegen FPK-Chef Uwe Scheuch: "Der Unterschied ist klar: Bei mir - und anderen Kollegen aus dem Kunstbereich, die das Gleiche versucht haben - handelt es sich nicht um Politiker. Die können entscheiden."

Die vom entlassenen Kunsthallen-Kurator Thomas Mießgang erhobenen Anschuldigungen bezüglich eines schlechten Betriebsklimas weist Matt ebenfalls von sich und betont die "hohe Mitarbeiterkontinuität" seines Hauses. In diesem Zusammenhang sei auch falsch, dass er für von ihm kuratierte Projekte selbst nur wenig geleistet habe: "Da ist viel Neid im Spiel; je mehr man macht - und viele der Ausstellungen sind ja sehr erfolgreich -, umso mehr wird man kritisiert."

Ebenso könne er die Vorhaltungen bezüglich seiner angeblich zu ausgiebigen Reisetätigkeit nicht stehenlassen: "Die Kunsthalle ist kein Heimatmuseum, sondern ein Haus für internationale zeitgenössische Kunst."

Allgemein müsse er zu den Vorgängen sagen: "Ich glaube, hier wird ein Stellvertreterkrieg geführt: Freiheit der Kunst versus Politisierung; das Außergewöhnliche und Individuelle versus basisdemokratische Vorstellungen und sozialpolitische Auflagen; Pluralismus versus besserwisserische Kunstbegriffe." Es gelte jedenfalls der Satz, so Matt im Morgenjournal: "Zeitgenössische Kunst an sich ist eine Herausforderung - damit ist, glaube ich, alles gesagt."

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