Eine durchaus gelungene Premiere feierte das Seerock-Festival am Schwarzlsee bei Graz. Am ersten Tag kamen 17.000 Besucher, am zweiten 12.000. Die Veranstalter zeigten sich damit durchaus zufrieden. Im kommenden Jahr soll es eine Neuauflage geben, allerdings ist eine Verlegung in den August geplant, möglicherweise wird das Line-up noch "härter" programmiert. Für 2014 hoffen die Veranstalter auf bis zu 40.000 Besucher.
Mit zwei Problemen hatte das Festival heuer zu kämpfen: Mit der Absage von
Motörhead und (am zweiten Tag) mit dem Wetter.
Motörhead waren als Co-Headliner am zweiten Tag vorgesehen, urteilt man aber nach der T-Shirt-Dichte auf dem Gelände, waren sie die Lieblinge des Publikums. Frontman
Lemmy Kilmister, der am 24. Dezember 68 Jahre alt wird, musste seiner langjährigen Whiskey-Cola-Diät Tribut zollen.
Lemmy leidet an Hämatomen infolge verringerter Blutgerinnung und an Herzbeschwerden und bekam von den Ärzten Flugverbot. Die Veranstalter engagierten kurzfristig Alkbottle als Ersatz. Eine kluge Entscheidung, denn die Wiener, die erst vor einer Woche auf der dritten Bühne beim Nova-Rock aufspielten, sind verlässliche Rock-Unterhalter.
Zweites Problem: das Wetter. Am Samstag türmten sich bedrohliche Gewitter-Wolken über dem Gelände, als plötzlich Tischtennisball-große Hagelkörner vom Himmel fielen. Das Konzert der Gruppe Eisbrecher wurde unterbrochen, das Publikum floh unter die sicheren Dächer im VIP-Bereich. nach wenigen Minuten hörte der Hagel ebenso plötzlich wieder auf, das Konzert wurde fortgesetzt. Später gab es Gewitter-Warnungen, es blieb aber weitgehend trocken.
Musikalisch war Tag zwei recht vielseitig. Die ersten Bands - wie z. B. die Deutschrocker von Niie - hatten es nicht leicht, bei glühender Hitze verirrten sich nur ein paar Hartnäckige vor die Bühne. Die erste Band, die mehr Aufmerksamkeit erregte, waren die französisch-skandinavischen Progressive-Thrasher Mnemic. Ihre rüde herunter geprügelten, rhythmisch komplexen Songs weckten das Publikum auf. Im Anschluss überraschten die bayrischen Neue-deutsche-Härte-Musikanten von Eisbrecher mit viel Humor und gut groovenden Songs: "Wie war es gestern bei Maiden? Wir haben gestern ja mit
Heino gespielt. Auch schön."
Oomph! im Anschluss bedienten ein ähnliches Genre, wirkten aber im Vergleich - trotz ihrer drolligen Seemannskostüme - wesentlich weniger unterhaltsam.
Mit einer brüllenden, wütenden Show von
Limp Bizkit ging das erste Seerock-Festival dann würdig zu Ende. Die Nu-Metal-Veteranen eröffneten mit „Rollin’“ und ihre Energie sprang sofort auf das Publikum über. Bis nach Mitternacht unterhielt das Quintett mit Rap-betriebenen Rockstücken wie „Nookie“, „My Way“, „Take A Look Around“ oder der Zugabe „Break Stuff“. Außerdem gab es die Coverversionen „Behind Blue Eyes“ (The Who) und „Killing In The Name Of“ (
Rage Against The Machine). Bei einem Stück durfte ein Fan an die Gitarre – und erledigte diesen Job hervorragend.
Erstaunlich, wie sich die derzeit vor allem auf Festivals existierende Band optisch präsentiert. Gitarrist
Wes Borland – ein Genie übrigens – trägt schwarze Körperbemalung und eine leuchtende Maske und sieht aus wie das Monster aus dem Atommüll-Sumpf. Sehr beeindruckend.
Sänger Fred Durst (in
Graz merkbar zornig und schlecht aufgelegt und daher besonders gut) hat sich dagegen folgende Arbeitskleidung gewählt: Blaue Basketballhose, gemustertes Bowling-Hemd, rote Baseballkappe, Golfhandschuhe – und dazu einen Bart wie aus dem ZZ-Top-Kostümfundus.
Großartig war auch die zweitwichtigste Band am Samstag: Die großen, bösen Slayer waren – groß und böse. Zwar sind die Stars des Thrash hüftsteif geworden, aber ihr vom Punk beeinflusster Hochtempo-Metal mahlt wie eh und je. Am Ende gab es ihre vier besten Songs hintereinander: „Seasons In The Abyss“, „Raining Blood“, „South Of Heaven“ und „Angel Of Death“. Danach regte sich nichts mehr.
Alkbottle aus Wien wiederum erfüllten ihre Rolle als Einspringer für Motörhead perfekt und machten sich mit ihrem Comedy-Hardrock viele neue Freunde.
Der erste Tag beim Seerock-Festival auf dem Schwarzlsee-Gelände nahe
Graz wurde trotz strahlenden Sonnenscheins durch eine unerfreuliche Nachricht getrübt:
Motörhead, als zweiter Headliner am Samstag geplant, und für viele DAS Ereignis dieses Festivals, mussten ihren Auftritt absagen. Sänger und Bassist
Lemmy Kilmister - eine echte Symbolfigur des Rock- sitzt aus gesundheitlichen Gründen in
London fest.
Kilmister leidet an Hämatomen und bekam von den Ärzten Flugverbot.
Kilmister ist beinahe 70 und ernährt sich im wesentlichen von Cola-Jack-Daniels und
Zigaretten. Sein schwacher Gesundheitszustand kommt also wenig überraschend.
Am Freitag wurden auf dem neu gegründeten Hardrock-Festival etwa 15.000 Besucher registriert. Die Stimmung war - trotz oder wegen der brütenden Hitze - großartig und friedlich.
Newsted, die Band um den ehemaligen Metallica-Bassisten Jason Newsted, kam mit ihrem brutal runter geknüppelten Rock bestens an, der Chef überraschte mit einer rauen, aber starken Gesangsstimme und einer Coverversion seiner Exband: "Whiplash".
Behemoth unterhielten im Anschluss mit ihrem Black-Death-Metal das Publikum gut, ihre Pandabären-Schminke wirkte bei hellem Sonnenschein und Temperaturen um die 35 Grad aber beinahe unfreiwillig komisch.
Die Gruppe um Sänger Corey Taylor und Gitarrist James Root - beide hauptberuflich bei den Maskenmännern von Slipknot tätig - sind auf Tonträger wie live eine bärenstarke Band. Ihr inspirierter Metal zwischen hart und herzlich faszinierte das Publikum, Toilettefehler wie eine gepunktete rosa Gitarre konnten da kaum stören.
Iron Maiden knallen wie eh und je
Mit dem Konzert des Headliners
Iron Maiden ging der erste Tag des Seerock-Festivals überaus würdig zu Ende. Die Band ist derzeit mit der Neuauflage ihrer "Seventh Son Of A Seventh Sun"-Tournee unterwegs, die der Autor dieser Zeilen bereits 1988 auf dem "Monsters Of Rock"-Festival in
Bochum sehen konnte. Eine grandiose Show, rund um die Songs ihres vielleicht interessantesten Albums und weitere große Hits gebaut.
Die Band spielt heute fast noch besser als damals, die Arrangements für drei Gitarren bewähren sich live bestens. Sänger Bruce Dickinson ist grau und schmal geworden, singt aber so gut wie immer. Unsterbliche Metal-Schlager wie "Two Minutes To Midnight", "The Clairvoyant" oder "The Trooper" knallen wie eh und je. Gleichzeitig wirkt das Spektakel niemals retro, sondern inspiriert und vital. Fazit: Iron Maiden sind eine kraftvolle, aufregende Band, von der noch viel zu erwarten ist, selbst wenn die Musiker bereits um die 60 sind.
Hochprozentiger Ersatz für
Motörhead
Am Samstag geht das Seerock-Festival am Schwarzlsee bei Unterpremstätten mit den Auftritten von Oomph!, Slayer und dem Headliner
Limp Bizkit zu Ende. Für den aus erwähnten Gründen verhinderten Co-Headliner Motörhead konnten die Veranstalter hochprozentigen Ersatz finden: Die Spaß-Rocker Alkbottle aus Wien mit Frontman Roman Gregory springen kurzfristig für Lemmy Kilmister ein.
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