Gedenken: 80 Jahre Bücherverbrennung

Am Freitag vor 80 Jahren verbrannten die Nationalsozialisten in 23 deutschen Städten "undeutsche Werke". Heute erinnert nur noch wenig an den barbarischen Akt, der zum warnenden Symbol für die Bedrohung der Kultur wurde.

Ein schlichtes Fenster im Boden des Bebelplatzes neben der Staatsoper in Berlin erinnert an die Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933. Durch das Fenster fällt der Blick auf leere Regale - Sinnbild für den barbarischen Akt, der am Freitag vor 80 Jahren dort und in 22 weiteren deutschen Städten von den Nationalsozialisten begangen wurde.

Die ritualisierten Feiern mit Fackel-Märschen bildeten den Abschluss ihrer wochenlang vorbereiteten "Aktion wider den undeutschen Geist". In mehreren Orten wurden sogar mehrere Male Bücherberge entzündet, bis Ende August 1933 gab es mehr als 70 Aktionen.

Gedenken: 80 Jahre Bücherverbrennung
Auf den schwarzen Listen mit "zersetzendem Schrifttum" standen unter anderem Werke von Karl Marx, Sigmund Freud, Bertolt Brecht, Heinrich und Klaus Mann, Alfred Döblin, Lion Feuchtwanger, Erich Maria Remarque und Kurt Tucholsky. Unter den mehreren tausend Zuschauern des Spektakels in Berlin war Erich Kästner, dessen Werke auch auf den Scheiterhaufen geworfen wurden. "Es war widerlich", erinnerte er sich später.

Nachdem die Bücher brannten, verkündete Propagandaminister Joseph Goebbels in einer Rundfunkansprache: "Das Zeitalter eines überspitzten jüdischen Intellektualismus ist nun zu Ende." Auf dem Bebelplatz - damals noch Opernplatz - erinnert heute ein Denkmal von Micha Ullman an den 10. Mai 1933: Eine kleine unterirdische Bibliothek mit leeren Regalen, die Besucher durch eine Glasscheibe im Pflaster betrachtet können.

Ausstellung zu Bücherverbrennung

Bei einer Ausstellung im Jüdischen Museum Berlin aus Anlass des 80. Jahrestags der Bücherverbrennung sind auch 15 Werke (alt-)österreichischer Autoren ausgestellt. „Bambi und die Relativitätstheorie: Bücher auf dem Scheiterhaufen der Nazis“ heißt die Kabinettausstellung, die bis 15. September zu sehen ist.

In mehreren Vitrinen im Untergeschoß des Museums liegen und stehen sie: Aufgeschlagen, zerlesen, fleckig, vergilbt – die Erstausgaben von den Nazis verbotener Literatur. Darunter finden sich Werke der Österreicher Sigmund und Anna Freud, Franz Werfel („Die 40 Tage des Musa Dagh“), Ödön von Horvath („Geschichten aus dem Wienerwald“), Stefan Zweig („Ungeduld des Herzens“) oder Karl Kraus („Die letzten Tage der Menschheit“), aber auch Bücher der Prager Kaffeehausliteraten Max Brod und Egon Erwin Kisch, sowie des Wahlösterreichers Carl Zuckmayer.

Schnitzler liegt ebenso auf wie Joseph Roth oder Roda-Roda und Felix Salten. Dessen „Bambi“ in Verbindung mit Einsteins „Relativitätstheorie“ im Titel der Ausstellung zeigt die Breite der Autoren und Werke, die auf der NS-Verbotsliste standen.

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