Die Überschreitung der Angst-Obergrenze

"Das ist Tennis?" - Die Gebrüder Moped im Kabarett Niedermair
Kritik: Die Gebrüder Moped liefern in ihrem neuen Kabarettprogramm "Keine Angst" geistreiche Erkundungen der hypernervösen Gegenwart.

"Unser Wald für unsere Tiere" – ein Clip im Stil einer bis zur Kenntlichkeit parodierten Partei steht am Beginn von "Keine Angst", dem neuen Programm der Gebrüder Moped im Wiener Kabarett Niedermair: Der Wolf hat im Märchenwald nichts verloren, heißt es darin. Und Frau Holle soll an ihrem Brunnen endlich ordentliche Grenzkontrollen durchführen.

So sehr das Video an die Tagespolitik erinnert, so wenig ist in den kommenden 90 Minuten von Politikern die Rede. Seziert wird das allgegenwärtige Angstgefühl, wenn Franz Stanzl und Martin Strecha-Derkics zwei Brüder verkörpern, die den gemeinsamen Kindergeburtstag ihrer beiden Töchter organisieren sollen.

Die Überschreitung der Angst-Obergrenze
Leo Lukas (Mitte) mit Gebrüder Moped

Stanzl gibt den paranoiden Grantler. Jeder harmlose Vorschlag seines vegan und Waldorf-bewegten Bühnen-Bruders bedeutet für ihn bereits eine Überschreitung der persönlichen Angst-Obergrenze: Am (Burgen-)Land lauere das Unheil – vor allem für Wiener. Der Partykeller: Viel zu viel Aufwand für Securitymaßnahmen. Am Besten, man lade nicht einmal die Geburtstagskinder ein, befindet der Berufszyniker.

Wenn sich die "Lügenpresse" im Kreis dreht

Eingewoben in die von Leo Lukas rasant inszenierte Handlung sind geistreichste Erkundungen der hypernervösen Gegenwart.

So erläutert Stanzl etwa in der Rolle des wütenden Angstbürgers: Wenn die angebliche "Lügenpresse" schreibt, es gäbe gar keine "Lügenpresse", dann müsste es ja nach dem System doppelte Verneinung eine "Lügenpresse" geben. Wenn die "Lügenpresse" aber schreibt, es gäbe eine "Lügenpresse", dann gäbe es, weil gelogen, gar keine "Lügenpresse". Dann würde es aber auch keine "Lügenpresse" geben, die den zuvor beschriebenen Satz formuliert hätte.

Ebenso schwindelerregend wie diese Betrachtungen sind die bissig-witzigen Songs wie "Papp’n halt’n", die streckenweise im Extremtempo – nicht immer höhensicher – vorgetragen werden.

Und für die Kinder der 1970er Jahre – also "die Versuchskaninchen für die Generation Playstation" – gibt es eine kleine Zeitreise.

Kennen Sie zum Beispiel "Elektro-Kontakt"? Dann (und nicht nur dann) sind Sie hier bestens aufgehoben.

KURIER-Wertung:

INFOS & Termine: gebruedermoped.com

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