"Gauguin": Mit Tubenfarbe, Tempo und Temperament zur Moderne

Vincent Cassel als verliebter Maler in Tahiti: „Gauguin“
Vincent Cassel überzeugt als Maler Gauguin.

Gauguin war kein Meister – zumindest nicht in dem Sinne, dass er die Pinselstriche der klassischen Malerei beherrschte. Andererseits war es vielleicht seine mangelnde Virtuosität, die ihn zu den genialen Vereinfachungen seiner Bildsprache führte.

Gauguin war einer, der mit Tubenfarbe, Tempo und Temperament der Moderne folgte. Für den ersehnten Erfolg war er mehrfach um die halbe Welt gereist und hatte dabei seine körperliche und geistige Gesundheit aufs Spiel gesetzt. Alles in allem ein Stoff wie geschaffen für die große Kinoleinwand – und für Vincent Cassel, der den Maler mit großer Leidenschaft und Geste mimt.

Gauguins Reisebericht "Noa Noa", den er 1893 nach seinem Tahiti-Aufenthalt geschrieben hat, diente Regisseur Edouard Deluc als Inspiration. Das Biopic beschränkt sich auf die 18 Monate, die Gauguin im vermeintlichen Paradies verbrachte: Auf Tahiti verliebt er sich in eine junge Eingeborene, die seine Frau und das Modell für seine berühmtesten Bilder wird.

Im Film unerwähnt bleibt, dass seine Muse erst 13 Jahre alt war und dass er viele der in seiner Malerei festgehaltenen exotischen Träume wohl seiner Fantasie entnommen hatte – denn sie entstanden vor seiner ersten Reise nach Tahiti. Auch, dass er die letzten Jahre in seinem Haus in Paris saß – ohne Frau aus Tahiti – und dort viele Sonnenblumen malte, erschien dem Filmemacher offenbar zu wenig dramatisch.

Aber schön zum Anschauen ist der Film auf jeden Fall, und Cassel ist als Gauguin überzeugender als seine Vorgänger in dieser Rolle – Anthony Quinn und Kiefer Sutherland.

Text: Gabriele Flossmann

INFO: F 2017. 104 Min. Von Edouard Deluc. Mit Vincent Cassel, Tuheï Adams, Malik Zidi.

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