Stark. Schön. Umwerfend.

Pures Leben, über 50 Jahre konserviert: Garry Winogrands Aufnahme von Frauen auf der New Yorker Weltausstellung im Jahr 1964
Garry Winogrands Serie "Women Are Beautiful" im Wiener Westlicht.

Was für eine Freude diese Bilder doch sind. Das pulsierende Leben in der Stadt, die Leichtigkeit des Frühlings, die Offenbarung von Schönheit, die einen manchmal spontan überkommt, als hätte man gerade in eines von Marcel Prousts Madeleine-Brötchen gebissen: all das ist in den 85 Fotografien, die bis zum 3. August im Wiener Fotomuseum Westlicht ausgestellt sind, konserviert.

Es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass Fotografie derlei Empfindungen festhalten kann – schließlich sind die Bilder, die der US-Amerikaner Garry Winogrand zum Portfolio "Women Are Beautiful" zusammenstellte, teilweise schon 50 Jahre alt.

Die "Mad Men"-Epoche

50 Jahre – damit fällt diese längst als Klassiker der so genannten "Street Photography" kanonisierte Serie auch in jene Retro-Schleife der 1960er Jahre, die gerade mit Serien wie "Mad Men" höchst erfolgreich bedient wird.

Der Stil und die Mode, die von einem neuen Selbstbild und einem neuen Selbstbewusstsein in jener Epoche erzählt, kommen auch in "Women are Beautiful" zum Vorschein: Die Lockerheit und Freizügigkeit, die gestylte New Yorkerinnen an der Upper East Side in den Fotos ebenso zur Schau stellen wie Hippies im Central Park, ist oft verblüffend.

Und doch ist "Women are Beautiful" mehr als eine Momentaufnahme des Zeitgeists: Mit seiner Art des Fotografierens, die in ihrer Direktheit und Sponaneität bis dahin unerreicht war, legte Winogrand (1928 – ’84) zeitunabhängige Wesenszüge der Fotografie offen.

Impressionen der Ausstellung

Stark. Schön. Umwerfend.

Stark. Schön. Umwerfend.

Stark. Schön. Umwerfend.

Stark. Schön. Umwerfend.

Stark. Schön. Umwerfend.

Stark. Schön. Umwerfend.

Stark. Schön. Umwerfend.

Stark. Schön. Umwerfend.

Stark. Schön. Umwerfend.

Der urbane Blick

Die Horizonte in den Bildern sind kaum jemals waagrecht, Personen sind durch den Bildrand angeschnitten, Gesichter sind unterbelichtet: Gerade wegen dieser "Unsauberkeiten" ist Winogrands Fotografie ein direktes Abbild des bruchstückhaften Sehens, wie es im Trubel der Großstadt üblich ist.

Wie der Titel sagt, legte Winogrand seine Serie als Ode an die Frauen an. Dass sein Blick teilweise auch voyeuristisch war, lässt sich nicht von der Hand weisen. Nicht selten erwischte der Fotograf seine "Modelle" in Momenten, in denen sie – geistesabwesend, verträumt oder auch ekstatisch tanzend – mehr von sich zeigten, als ihnen bewusst war.

Dennoch war der manische Fotograf, der bei seinem Tod rund 300.000 Negative hinterließ, keinesfalls bloß ein knipsender Geilspecht. In vielen Bildern ist der Voyeurismus gebrochen, weil Winogrand ihn selbst zum Thema machte: Immer wieder begegnen in den Fotos Männer, die sich spontan umdrehen oder auch ganz unverhohlen auf eine Frau starren, die sich der Blicke nicht bewusst ist.

Auch wegen solcher Zusammenhänge ist es gut und sinnvoll, dass die Serie nun in ihrer Gesamtheit zu sehen ist. Die gezeigten Bilder stammen aus einer Sammleredition, die Winogrand 1981 (nach der Publikation der Fotos als Buch 1975) in einer Auflage von 80 Stück anfertigte. Eine solches Exemplar wechselte bei Christie’s 2008 übrigens um 116.500 US-Dollar den Besitzer.

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