Richard Attenborough: Ein Linker mit einem Rolls-Royce

Der Oscarpreisträger starb im Alter von 90 Jahren. Zu Weltruhm gelangte er mit "Gandhi" und "Cry Freedom".

Wer Richard Attenborough hört, denkt „Ghandi“. „Ghandi“ war der größte Triumph des großen britischen Regisseurs, der in der Nacht auf Montag als Lord Richard Attenborough 90-jährig verstarb.

Zwanzig Jahre lang hatte „Dickie“ Attenborough – einen Spitznamen, den er hasste – für die Produktion von „Gandhi“ (1982) gekämpft. Zwanzig Jahre lang konnte er Hollywood nicht von dem Thema überzeugen: „Kein Mensch interessiert sich für einen kleinen braunen Mann, der in ein Tuch gewickelt ist und einen Bohnenstab trägt“, lautete damals das Urteil eines Produzenten.

Zu guter Letzt produzierte Attenborough den Film, der 22 Millionen Dollar kostete, selbst. Er nahm ein Hypothek auf sein Haus auf und konnte zuletzt nicht einmal mehr seine Gasrechnung bezahlen. In die Hauptrolle des indischen Befreiungskämpfers castete er einen damals noch relativ unbekannten Schauspieler: Ben Kingsley.

„Gandhi“ hatte insgesamt 430 Sprechrollen, und für die Begräbnisszene engagierte der Regisseur über 300.000 Statisten. Doch der Erfolg war überwältigend: Das Monumentalwerk wurde für 11 Oscars nominiert und räumte acht davon ab – inklusive Oscars für besten Film, beste Regie und besten Hauptdarsteller. Auch seine Gasrechnungen konnte Attenborough danach wieder bezahlen.

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Richard Attenborough, geboren 1923 in Cambridge, war längst ein viel beschäftigter Schauspieler im englischen Kino der ausgehenden 40er und 50er Jahre, ehe er den Durchbruch 1963 in Hollywood schaffte: an der Seite seines Freundes Steve McQueen in dem Kriegsfilm „Gesprengte Ketten“ von John Sturges. Er trat immer wieder als Schauspieler in Erscheinung; eine neue breite Generation an Kinogehern lernte ihn jedoch als John Hammond kennen, den reichen Dinosaurier-Park-Betreiber in „Jurassic Park“. Regisseur Steven Spielberg erfüllte sich mit dieser Besetzung angeblich einen Lebenstraum.

Zeit seines Lebens war der Mogul der britischen Filmindustrie der Labour Party verbunden, was ihn allerdings nicht davon abhielt, auch bei Wahlveranstaltungen in seinem geliebten Rolls Royce zu posieren. Eine spitze Zunge nannte ihn deswegen „Champagner Sozialist“. Als Mann der alten Schule schloss er gewichtige Geschäfte gerne während eines guten Essens ab und nannte jeden in seiner Umgebung „Darling“. Sogar Margaret Thatcher.

Seine ersten Theaterauftritte hatte Richard Attenborough in dem Agatha-Christie-Klassiker „Die Mausefalle“, wo er in der Originalbesetzung des Stücks den Inspektor spielte. 1945 heiratete er seine Schauspielerkollegin Sheila Sim, mit der er seitdem verheiratet war und drei Kinder hatte. Eine Tochter und ein Enkelkind kamen 2004 während des Tsunamis in Thailand um. Attenborough bezeichnete dieses tragische Ereignis als „den schlimmsten Tag meines Lebens“.

Weltruhm Der britische Schauspieler, Regisseur und Produzent Richard Attenborough, geboren 1923 in Cambridge, wäre am 28. August 91 Jahre alt geworden. Weltruhm erlangte er als Regisseur von „Gandhi“ (1982), mit Ben Kingsley in der Hauptrolle. Weiters drehte er u. a. den Musicalfilm „A Chorus Line“ (1985; zu sehen am Sonntag, 13.55 Uhr in ATV2), „Schrei nach Freiheit“ (1987) und „Shadowlands“ (1993). Richard Attenborough wird oft mit seinem jüngeren Bruder David verwechselt, der als Tierfilmer berühmt wurde.

In memoriam des am Sonntag verstorbenen britischen Filmemachers Richard Attenborough ändern ORF und ATV ihr Programm. Auf ORF 2 ist am Samstag um 13.30 Uhr das mit acht Oscars prämierte Indien-Epos "Gandhi" mit Ben Kingsley aus dem Jahr 1982 zu sehen. Tags darauf zeigt ATV2 um 13.55 Uhr Attenboroughs Musical-Film "A Chorus Line" mit Michael Douglas in der Hauptrolle.

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