Für Gott, Ehre und die eigene Tasche

Irons in "Borgias" - Top Jeremy Irons war 2011 einer der ersten legendären Hollywoodstars, die früher nur auf der Kinoleinwand zu sehen waren und sich dann trauten beim Fernsehen anzuheuern.  Er spielte den durchtriebenen Rodrigo Borgia in "Die Borgias".
Historie ist in: Am Sonntag startet ATV die Serie "Die Borgias". Der ORF zieht mit seiner Version im Oktober nach.

Seine Tochter Lucrezia war eine der schönsten Frauen der Renaissance, verewigt auf Gemälden, in Opern und in der Literatur. Er selbst, Rodrigo Borgia, war exakt das, was man sich unter einem Feudalfürsten vorstellt: ein skrupelloser Machtmensch, gierig, intrigant, sexbesessen, brutal. Als Rodrigo - durch gezielte Bestechung etlicher Kardinäle - zum Papst gewählt wurde, fielen alle Schranken: Er missbrauchte sein Amt nur zum eigenen Vorteil und machte dabei auch vor der eigenen Familie nicht Halt. Dass diese Geschichte voller Sex & Crime einmal einem Produzenten auffallen musste, ist ganz klar, und man fragt sich, warum sie es nicht schon viel früher ist. Dass sich dann zwei Produzenten gleichzeitig auf sie gestürzt haben, ist schon wieder kurios. Im Abstand von wenigen Monaten hatten sowohl der englische Produzent Michael Hirst ("Die Tudors") als auch EOS-Entertainment-Chef Jan Mojto das Thema für sich entdeckt. Keiner der beiden TV-Branchengiganten ließ locker. Pläne, sich zusammenzutun, wurden wegen Unvereinbarkeit der Ansichten sehr schnell verworfen. Nun kommt der Fernsehzuschauer also im Abstand von nur fünf Wochen in den Genuss zweier opulenter Verfilmungen der Geschichte der Borgias. ATV startet heute, Sonntag, um 20.15 Uhr die erste Staffel der Hirst-Version im Auftrag von Paramount, bei der Oscargewinner Neil Jordan Regie führte und Jeremy Irons die Hauptrolle des Rodrigo Borgia übernahm. Die Mojto/Lagardère-Version mit Oliver Hirschbiegel als Regisseur wird zeitgleich in ORF und ZDF ab 13. Oktober zu sehen sein. Wobei der ORF die Historiensaga wegen der Brutalität einiger Szenen in die Second Prime Time , sprich: auf den Sendeplatz um 22.30 Uhr, verschoben hat, während das ZDF "Die Borgias" im Hauptabend zeigt (angeblich mit entschärften Szenen). Beim deutschen Privatsender SAT.1, der auch die Rechte an der Jordan-Version besitzt, bleibt die Staffel bis Jahresende im Wartestand.

Viel Gewalt bei ORF-Version

Was darf man also von den beiden Millionenprojekten erwarten? - In Neil Jordans "Borgias" ist Jeremy Irons der Held, das Zentrum der Saga, um das alles kreist. Sein Rodrigo Borgia alias Papst Alexander VI. ist eiskalt und durchtrieben, sein Wort das einzig gültige. Die Söhne Cesare und Juan sind nur Werkzeuge seiner Machtspiele. Bei Oliver Hirschbiegel gibt es nicht den einen Star, um den sich alles dreht. Sein "Rodrigo", der Amerikaner John Doman, ist nicht so dominant wie Jeremy Irons und darf auch menschliche Seiten zeigen. Die Sexszenen mit seiner jungen Geliebten Giulia Farnese (Marta Gastini), fallen recht heftig aus. Hirschbiegels Version ist aber nicht nur erotisch expliziter, sie ist auch um einiges brutaler als jene von Neil Jordan: Da werden Menschen zu Tode geprügelt, wobei sogar das Brechen der Knochen zu hören ist; da werden Ohren abgeschnitten und Augen ausgestochen. Hirschbiegel rechtfertigt diese Rohheit mit dem Anspruch auf Wahrheit: "Die Zeiten damals sind halt so gewesen. Wir wollten ein Maximum an Authentizität erreichen".

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